Tripolis. . Kampfflugzeuge der NATO haben in der Nacht mindestens vier Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen. Laute Explosionen waren hörbar, über der Stadt stiegen Rauchsäulen auf. Einige Bewohner antworteten mit Schüssen in die Luft.
Kampfflugzeuge der Nato haben in der Nacht auf Dienstag mindestens vier Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen. Mehrere Explosionen erschütterten die Stadt, wie AFP-Reporter berichteten. Stunden zuvor hatten Zeugen von zwei Explosionen nahe den Zentralen des libyschen Staatsfernsehens und der amtlichen Nachrichtenagentur JANA berichtet.
Nach den Bombenangriffen waren in der Stadt Sirenen und Gewehrfeuer zu hören. Nach Angaben eines Wächters traf mindestens eine Bombe ein Gebäude, in dem zahlreiche zivile Organisationen untergebracht waren. Berichte über mögliche Opfer gab es zunächst nicht.
In einer von der Regierung von Machthaber Muammar el Gaddafi organisierten Tour wurden Journalisten zu einer Spezialklinik für Verbrennungsopfer und plastische Chirurgie geführt. Ein Arzt dort berichtete, bei einem der Bombenangriffe seien Scheiben zu Bruch gegangen, ein junger Patient sei durch Glassplitter verletzt worden. Die genaue Einschlagstelle der Bombe durften Reporter nicht besichtigen. Nach den Worten eines Wächters handelte es sich um ein Gebäude, in dem früher eine Zentrale des libyschen Geheimdienstes untergebracht war und sich heute das Landwirtschaftsministerium befindet.
Bevölkerung vor „ernsten Problemen“
Nach UN-Angaben sind seit Beginn der Kämpfe zwischen Truppen von Machthaber Gaddafi und der Opposition bereits 750.000 Menschen aus Libyen geflohen. Der Konflikt zwischen Gaddafi-Anhängern und Rebellen, der Zusammenbruch der staatlichen Infrastruktur sowie Mangel an Geld und Benzin stellten die Bevölkerung des Landes vor „ernste Probleme“, erklärte UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos in New York. Angaben zur Zahl der Todesopfer seit Beginn des Konfliktes Mitte Februar nannte Amos nicht.
Nach Erkenntnissen der UNO haben bereits 746.000 Libyer das Land verlassen, etwa 5000 sitzen an Grenzübergängen nach Ägypten, Tunesien und Niger fest und 58.000 sind im Osten Libyens auf der Flucht. Versorgungsengpässe lähmten das ganze Land und bedrohten vor allem die Ärmsten und Schwächsten, warnte die UN-Nothilfekoordinatorin. Von notwendigen 300 Millionen Dollar (208 Millionen Euro) Nothilfe für Libyen hätten die Vereinten Nationen bisher 144 Millionen erhalten. (afp/dapd)