Brüssel. . Was bringt eine Schuldenentwertung? Würde der Rückkehr zur Drachme helfen? Fragen und Antworten zur Krise in Griechenland.

Die Europäischen Regierungen und Ökonomen diskutieren wieder heftig über Griechenland. Die Frage lautet: Stabilisiert sich die Lage des Mittelmeerlandes durch das Euro-Rettungspaket, oder sind doch drastischere Maßnahmen notwendig – etwa der Austritt aus der Euro-Zone oder eine teilweise Entwertung der hohen Schulden?

Was hat die neue Dabette angefacht?

Die griechische Regierung drängt auf erträglichere Kreditkonditionen seitens der Euro-Zone und des Internationalen Währungsfonds. Außerdem kursiert ein Papier aus dem Berliner Finanzministerium, in dem die Folgen eines Austritts aus der Euro-Zone analysiert werden.

Warum ist die Lage Griechenlands bedrohlich?

Die Schuldenlast hat den Staat möglicherweise überfordert. Angesichts einer Wirtschaftsleistung von 230 Milliarden Euro (Prognose für 2011) hat Athen Schulden von 340 Milliarden Euro. Diese belasten das Land jährlich mit Zinszahlungen von mindestens 20 Milliarden Euro – also weniger als zehn Prozent der Wirtschaftsleistung. In Deutschland liegen die Kosten des Schuldendienstes bei zwei bis drei Prozent.

Was sind die Folgen für Griechenland?

Es fehlen Mittel für Investitionen, Straßenbau, Lehrergehälter und Sozialausgaben. Die Regierung spart im ärgsten Fall so stark, dass reihenweise Unternehmen mangels Aufträgen pleitemachen, die Arbeitslosigkeit steigt und die Wirtschaft schrumpft. Dieser Prozess ist in Griechenland bereits im Gange. Die Sparauflagen der Euro-Zone und des IWF beschleunigen ihn noch.

Kann ein Austritt aus der Euro-Zone helfen?

Auf den ersten Blick kann der Druck aus der Euro-Zone verringert werden. Die Drachme wird dann gegenüber dem Euro stark abgewertet. Ergebnis: Die griechischen Waren werden viel billiger, Urlaub auf den Inseln wird günstiger, die Wirtschaft erholt sich. Auf den zweiten Blick ist das ein Trugschluss. Denn auch beim Austritt bleiben den Griechen ihre Auslandsschulden in Euro. Wegen des fallenden Wertes der Drachme steigt der Wert der Euro-Verschuldung massiv. Staat, Banken und viele Unternehmen sind quasi sofort pleite.

Was würde dies für die die Euro-Zone bedeuten?

Der Austritt Griechenlands könnte den Zerfall der Euro-Zone einleiten, sagt Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank. Die deutsche Exportwirtschaft würde empfindlich geschädigt. „Ein Fall der Euro-Zone bringt für Deutschland Budgetrisiken, die mehrere hundert 100 Milliarden Euro ausmachen.“

Gibt es Alternativen?

Erträglicher erscheint die teilweise Entwertung der griechischen Schulden. Wie unlängst bereits einmal geschehen, könnten die Zinsen im Rahmen des 110-Milliarden-Euro-Rettungspakets sinken. Zweitens ließe sich die Rückzahlungsfrist der Kredite um mehrere Jahre strecken. Drittens könnte Griechenland mit seinen Gläubigern vereinbaren, einen Teil der Schulden zu annulieren. Dies würde das Vertrauen der Investoren bei weitem nicht so stark erschüttern wie ein Austritt aus der Euro-Zone. Trotzdem wollen die Regierungen diesen Weg vermeiden, weil er einen Schock für die privaten Investoren beinhalte. Sie müssten ebenfalls auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.