Die SPD ging Thilo Sarrazin auf den Leim. Als die Führung seinen Ausschluss beantragte, weckte sie eine fatale Erwartung. Viele nahmen an, die Beweise seien erdrückend, der Ausschluss nur Formsache. War es nicht.
Meinungsfreiheit hat einen hohen Stellenwert. Die Schiedskommission ist nicht nur pro forma, sondern auch de facto unabhängig. Parteichef Gabriel, der den Ausschluss mit heiligem Zorn betrieb, hätte das wissen und sich zumindest nicht an die Spitze der Bewegung setzen müssen. Der Hinweis seiner Generalsekretärin, die SPD sei gespalten und sie habe mit der Schlichtung „das Beste rausgeholt“, spricht Bände. Die SPD konnte nur verlieren, weil sie zerrissen war. Das Verfahren machte das deutlich.
Im Amerikanischen gibt es einen Spruch: „Any promotion ist good promotion“. Jede Werbung, ob Lob oder Kritik, ist nützlich. Die Medien und die SPD haben aus einem plumpen Buch ein Ereignis gemacht. Sarrazin hat es genutzt. Mit dem Buch ist er Millionär geworden. Mit dem Satz, er habe niemanden diskreditieren wollen, kommt er nun billig weg. Mit dem Antrag auf Ausschluss legte die SPD selbst die Leimspur.