Kairo. .

Die Kämpfe um die seit Tagen belagerte libysche Stadt Misrata haben nun auch Opfer unter den Kriegsreportern gefordert. Nahe der Hauptkampflinie in Misrata, dem Tripolis-Boulevard, kamen zwei bekannte westliche Fotografen durch eine Granate ums Leben, zwei weitere wurden verletzt.

Die Leichen von Chris Hondros, einem Amerikaner, der für die Fotoagentur Getty Images arbeitete, und von Tim Hetherington, einem britischen Dokumentarfilmer, wurden am Donnerstag mit dem Schiff nach Bengasi gebracht. Dort nahmen Kollegen, Diplomaten und Vertreter der Aufständischen in einer bewegenden Feier von ihnen Abschied.

„Sie sind Helden“, sagte der Vizepräsident des Proviso­rischen Nationalrates, Abdel Hafez Ghoga, in seiner Traueransprache. „Sie sind gekommen, um der Welt von diesem Konflikt zu berichten.“

„Armee ist nicht verantwortlich“

Der 41-jährige Hondros war in den vergangenen Jahren in zahlreichen Kriegsgebieten unterwegs gewesen – im Kosovo, in Liberia, Sierra Leone, Afghanistan und Irak. Der gleichaltrige Hetherington wurde 2010 durch seinen in Afghanistan gedrehten Dokumentarfilm „Restrepo“ ­bekannt, der den Alltag einer US-Kampfeinheit in einem afghanischen Dorf schildert. Der Film war in diesem Jahr für den Oscar nominiert. Er hatte zudem 2007 den World Press Photo Award für seine Bilder von US-Soldaten in Afghanistan erhalten.

Das Weiße Haus beklagte den „tragischen Tod“ der Fotografen. Das französische Außenministerium erklärte seine Betroffenheit und sprach von einem „Verbrechen“.

Libyens Führung bedauerte den Tod der Fotografen, erklärte aber, die Armee sei nicht verantwortlich: Die Fotografen hätten ihre Sicherheit nicht den Rebellen anvertrauen dürfen. Bisher wurden im Libyen-Konflikt drei ausländische Journalisten getötet.

Journalistin seit zwei Wochen in Haft

Die seit mehr als zwei Wochen von Gaddafi-Truppen festgehaltene US-Journalistin Clare Morgana Gillis konnte am Donnerstag erstmals mit ihren Eltern telefonieren, teilte ihr Auftraggeber, das Magazin „The Atlantic“, mit. Die Journalistin sei in einem Frauengefängnis in Tripolis und bei guter Gesundheit.

Gillis war am 5. April nahe der Stadt Brega zusammen mit dem US-Reporter James Foley und dem spanischen Foto­grafen Manuel Bravo von ­libyschen Soldaten festgenommen worden.

Nach zwei Wochen militä­rischer Rückschläge schöpfen die Aufständischen gegen Diktator Muammar Gaddafi neue Hoffnung. Jetzt gelang es den Kämpfern, mit Dhuheiba den ersten Grenzübergang im Westen des Landes zu erobern. Das könnte ihnen erlauben, mit Nachschub aus Tunesien in der Region eine neue Front zu eröffnen, wo Kämpfe in mehreren kleinen Städten ausbrachen.

Gleichzeitig traf mit dem US-Senator John McCain der bisher hochrangigste US-Repräsentant in Bengasi ein, um mit der Führung der Rebellen zu sprechen. US-Präsident Barack Obama gab grünes Licht für den Einsatz bewaffneter Predator-Drohnen über libyschem Territorium.

Schutz für Zivilisten

Die Schwierigkeiten der Nato, Gaddafis Stellungen im Stadtgebiet von Misrata auszuschalten, hängen offenbar auch damit zusammen, dass es den beteiligten sechs Staaten an dafür geeigneten Kampfflugzeugen fehlt. „Wir begrüßen diesen Schritt der amerikanischen Regierung. Er wird ohne Zweifel helfen, die Zivilisten besser zu schützen“, erklärte der Vizepräsident des Provisorischen Nationalrates, Abdel Hafez Ghoga, gegenüber Al Dschasira.