Colombo. Seit einem Vierteljahrhundert tobte der Krieg zwischen srilankischen Regierungstruppen und den tamilischen Rebellen der Guerillaorganisation LTTE - jetzt geht er blutig zu Ende. Die Rebellen kündigten am Sonntag an, die Waffen niederzulegen.

Nach einem Vierteljahrhundert und Zehntausenden Toten hat sich der Bürgerkrieg in Sri Lanka am Wochenende seinem Ende zugeneigt. Die letzten von den Regierungstruppen eingeschlossenen Kämpfer der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) kündigten am Sonntag an, die Waffen niederzulegen. Präsident Mahinda Rajapaksa kündigte bereits am Samstag den Sieg über die Rebellen an. Für Dienstag beraumte er eine Ansprache im Parlament an, in der er offenbar vor laufenden Kameras den endgültigen Sieg verkünden wollte.

Nach einem Vierteljahrhundert und Zehntausenden Toten hat sich der Bürgerkrieg in Sri Lanka am Wochenende seinem Ende zugeneigt. Foto: afp
Nach einem Vierteljahrhundert und Zehntausenden Toten hat sich der Bürgerkrieg in Sri Lanka am Wochenende seinem Ende zugeneigt. Foto: afp © AFP

Rebellensprecher Selvarasa Pathmanathan erklärte, die LTTE setzte nun darauf, dass die Regierungstruppen ihre Offensive einstellten. «Diese Schlacht hat ihr bitteres Ende erreicht. Es sind unsere Menschen, die durch Bomben, Artilleriebeschuss, Krankheiten und Hunger ums Leben kommen.» Damit gebe es nur noch eine Wahl, nämlich der Regierung den letzten Grund zu nehmen, das Morden fortzusetzen. «Wir haben beschlossen, unsere Waffen schweigen zu lassen», erklärte Pathmanathan. Es sei die einzige Möglichkeit, die eingeschlossenen Zivilpersonen zu schützen. Nun sollten Friedensgespräche beginnen.

Die Regierung wies letzteres umgehend zurück. Es gebe keine Zivilisten in den Kampfgebieten. Auch setzten die letzten LTTE-Kämpfer ihre Attacken fort. In den vergangenen 72 Stunden seien rund 63.000 Zivilpersonen aus dem rund einen Quadratkilometer kleinen Gebiet geflohen. Damit könnten die Rebellen endgültig ausgemerzt werden, sagte Militärsprecher Udaya Nanayakkara. Die Streitkräfte hatten am Samstag erklärt, die Rebellen seien eingeschlossen, da die Regierungstruppen ihnen den letzten Zugang zum Meer abgeschnitten hätten.

Die Angaben des Militärs konnten jedoch nicht von unabhängiger Seite überprüft werden, da die Regierung Journalisten und Mitarbeitern von Hilfsorganisationen den Zugang zur Kriegszone untersagt hat.

LTTE-Führung begeht möglicherweise Selbstmord

Unklar war bis zuletzt das Schicksal von LTTE-Führer Velupillai Prabhakaran und anderer ranghoher Kommandeure. Ein Militärsprecher sagte, es seien am Sonntag die Leichen mehrere Rebellen gefunden worden, die Selbstmord begangen hätten, als sie von Soldaten eingekreist waren. Es handele sich möglicherweise um die Leichen von Prabhakaran und anderen LTTE-Führern. Die Identitäten müssten aber noch geklärt werden.

Allein zwischen dem 20. Januar und dem 7. Mai wurden bei den schweren Kämpfen im Nordosten der Insel Ceylon 7.000 Zivilpersonen getötet, wie eine Aufstellung der Vereinten Nationen besagt, die der AP vorliegt. Mindestens 16.700 Menschen wurden demnach teils schwer verletzt. Nach Angaben von Ärzten wurden in der vergangenen Woche bei Artillerieangriffen nochmals mehr als 1.000 Menschen getötet.

Das Rote Kreuz hat angesichts der Eskalation vor einer «unvorstellbaren menschlichen Katastrophe» gewarnt. Die den Rebellen nahestehende Website TamilNet berichtete am Sonntag unter Berufung auf einen Mediziner im Kampfgebiet, dass auf den Schlachtfeldern hunderte Verwundete und Tote lägen. Die jüngste Eskalation der Kämpfe hat rund 250.000 Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Seit 1983 sind dem Bürgerkrieg mindestens 75.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Die Regierungstruppen haben die LTTE, die seit 1983 für einen eigenen Staat der unterdrückten tamilischen Minderheit kämpft, seit vergangenem Jahr immer mehr in die Defensive gezwungen. Zuvor hatten die Rebellen im Nordosten der Insel jahrelang einen eigenen De-facto-Staat geführt. Die LTTE wird unter anderem von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. (ap)