Essen. . Der SPD-Chef will eine Energiewende, bei der „auch wirklich alle mitmachen können“. Seine Partei achte darauf, dass der Umstieg in erneuerbare Energien „bezahlbar für Verbraucher und Wirtschaft“ bleibe.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hat die Grünen für ihren klaren Kurs in der Atompolitik gelobt. Viele Menschen hätten bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz „die Partei gewählt, bei der sie das eindeutigste Signal gegen die Atomwirtschaft gesehen haben. Und das waren die Grünen“, erklärte Gabriel im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Als Sozialdemokrat bedaure ich das natürlich, aber man muss auch fair bleiben“, sagte Gabriel weiter. Die Grünen seien gegen die Kernenergie gegründet worden, seien „viel verlacht“ worden und hätten einen „graden Kurs dagegen“ gefahren: „Dafür wurden sie jetzt belohnt.“

„Wir brauchen auch
neue Kohlekraftwerke“

Der SPD-Vorsitzende sprach sich nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima außerdem für eine Energiewende aus, bei der „auch wirklich alle mitmachen können“. Die SPD wolle darauf achten, dass der Umstieg in die erneuerbaren Energien „bezahlbar für Verbraucher und Wirtschaft“ bleibe, sagte er.

Ohne deutliche Einsparungen beim Stromverbrauch sei der Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2020 nicht zu schaffen.

Gleichzeitig forderte Gabriel, alte Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen, „weil sie nicht effizient sind und viel zu viel CO2 ausstoßen“. „Schwerpunkt“ der künftigen Kohlekraft-Planung werde die Modernisierung bestehender Anlagen sein, „aber es wird auch Neubauten geben“. Beispielsweise brauche der Industriepark in Marl ein neues Kohlekraftwerk, weil dort ein 45 Jahre altes Kraftwerk schließen müsse. Vor allem werde mehr industrielle Kraft-Wärme-Kopplung benötigt.

Der SPD-Chef mahnte mehr Glaubwürdigkeit für die Energiedebatte in Deutschland an. „Mit Wünsch-Dir-Was-Parolen kann man das größte Industrieland Europas nicht in eine neue Zeit der Energieversorgung führen.“ Die frühere rot-grüne Bundesregierung habe mit ihrem damaligen Atomausstieg einen „klugen Plan“ gehabt. „Dahin müssen wir zurück. Und wenn es schneller gehen soll, müssen wir Wirtschaft und Stromkunden sagen, wie es bezahlt werden soll.“