Essen.. Das Atom-Moratorium der schwarz-gelben Bundesregierung hat einen unerwünschten Effekt ausgelöst: Seitdem kommt doppelt so viel Energie aus dem Ausland - unter anderem aus französischen Atommeilern.
Das Atom-Moratorium der Bundesregierung hat einen unerwünschten Effekt ausgelöst: Seit der vorübergehenden Stilllegung der sieben ältesten Kernkraftwerke importiert Deutschland verstärkt Strom aus dem Ausland, unter anderem aus französischen Kernkraftwerken.
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft gibt es seit 17. März einen Einfuhrüberschuss, die Zuflüsse aus Frankreich und Tschechien hätten sich verdoppelt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im Zuge des Moratoriums einen Ausstieg aus der Kernkraft „mit Augenmaß“ gefordert. Es bringe nichts, alle deutschen Kernkraftwerke abzuschalten und dann Atomstrom aus dem Ausland zu importieren. „Das kann und darf nicht unsere Haltung sein“, so Merkel.
Das Bundesumweltministerium untersucht zurzeit die Auswirkungen des Moratoriums. Ein Sprecher betonte, dass Deutschland schon vor dem Moratorium zeitweise Strom aus Frankreich eingeführt habe.
„Wir können die Grenzen zu unseren Nachbarn nicht dicht machen“
Matthias Kurth, Chef der Bundesnetzagentur, wies allerdings darauf hin, dass Deutschland in vergangenen Jahren Strom aus Tschechien und Polen eingeführt habe, diese Situation habe sich seit Beginn des Moratoriums tendenziell verstärkt. Das Verhältnis von Im- und Exporten sei nun in etwa ausgeglichen.
„Wir können die Grenzen zu unseren europäischen Nachbarn nicht dicht machen, nur weil dort, wie zum Beispiel in Frankreich, 80 Prozent Atomstrom produziert wird, ebenso wenig wie wir Importe physikalisch und rechtlich auf eine Erzeugungsart beschränken können“, sagte Kurth.
RWE-Manager Fritz Vahrenholt warnte in der Zeitung „Die Welt“ auf Grund der Auslastung der Leitungen vor einem Blackout des Stromnetzes in Süddeutschland. Dieser werde im Moment nur durch erhebliche Stromimporte verhindert. Matthias Kurth warnt davor, die Menschen ohne Not zu verunsichern. „Wir haben das technische Instrumentarium, um einen Netzzusammenbruch zu verhindern.“
Greenpeace bezeichnet die Import-Diskussion als „Panikmache“. „Die gestiegenen Importe erklären sich mit der Reaktion der Strommärkte, die sich immer mit dem günstigsten Strom versorgen“, so ein Sprecher.