Berlin.. Die Gerüchteküche brodelt: Bleibt Guido Westerwelle FDP-Vorsitzendder oder nicht? Hier sind die möglichen Nachfolger:

CHRISTIAN LINDNER: Der Generalsekretär ist der Top-Favorit auf die Westerwelle-Nachfolge. Die Hamburger FDP-Fraktionschefin Katja Suding sagte, niemand verkörpere eine breitere Aufstellung der Partei mehr als Lindner. FDP-Vorstandsmitglied Jorgo Chatzimarkakis erklärte, Lindner traue sich gegen den Strich zu bürsten und die Wahrheit auszusprechen. „Er kettet sich nicht sklavisch an die Union, wie es Westerwelle getan hat. Ich sehe ihn als natürlichen Nachfolger.“ Und tatsächlich, schon kurz nach seinem Amtsantritt als Generalsekretär hatte Lindner eine Breitseite gegen den Koalitionspartner parat: „Wer kein Ziel verfolgt, dem fehlt die Courage für klare Entscheidungen“, sagte er über die CDU. Zur CSU meinte er: „Zu viele Ratschläge aus München sind mehr Schlag als Rat.“ Die Partei wollte er inhaltlich erweitern und auch soziale Themen erschließen.

Der 32-Jährige aus dem Bergischen Land hat eine steile Partei-Karriere hinter sich. Seit 1995 ist er FDP-Mitglied, schon drei Jahre später stieg er in den nordrhein-westfälischen Landesvorstand auf. 2004 wurde er dort Generalsekretär, bevor er im Dezember 2009 auf den gleichen Posten nach Berlin wechselte und die Nachfolge von Dirk Niebel antrat. Er war damals der Favorit des Mannes, dem er heute zum Verhängnis werden könnte. Guido Westerwelle bezeichnete Lindner nach seiner Berufung als „eines der größten jungen Talente, das die FDP hat“.

SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER: Vor allem aus ihrem eigenen Landesverband in Bayern, dem sie seit über zehn Jahren vorsteht, kommen Stimmen, die die Bundesjustizministerin auf dem FDP-Chefsessel sehen wollen. „Bei ihr passen Person und Inhalt zusammen“, sagte ihre bayerische Stellvertreterin Renate Will. Landtagsfraktionschef Thomas Hacker bezeichnete sie als „prominente und glaubwürdige“ Vertreterin der FDP-Politik. Auch Leutheusser-Schnarrenberger selbst, die seit 1978 FDP-Mitglied ist, scheint nicht gänzlich abgeneigt zu sein: „Ich mache meinen Job und spekuliere nicht.“ Ein Dementi sieht anders aus.

Die 59-Jährige kennt sich aus in der Berliner Politik. Seit 1990 ist sie bereits Bundestagsabgeordnete, 1992 übernahm die Volljuristin unter Helmut Kohl (CDU) erstmals das Justizressort. Im Zuge des „Großen Lauschangriffs“ trat sie 1996 aber zurück, nachdem sich die FDP per Mitgliederbefragung dafür ausgesprochen hatte, akustische Wohnungsüberwachungen zur Strafverfolgung zuzulassen. Als Vize-Fraktionsvorsitzende war sie Stellvertreterin von Guido Westerwelle, bevor sie 2009 unter Angela Merkel (CDU) ins Kabinett zurückkehrte. Seit 1991 sitzt Leutheusser-Schnarrenberger im FDP-Bundesvorstand seit 1997 ist sie Präsidiumsmitglied. Ob sie als Vertreterin des linksliberalen Flügels mehrheitsfähig ist, ist aber fraglich.

PHILIPP RÖSLER: Der Bundesgesundheitsminister dürfte nur Außenseiterchancen auf die Westerwelle-Nachfolge haben. Bayerns FDP-Fraktionschef Hacker hatte ihn neben Leutheusser-Schnarrenberger als weiteren Kandidaten ins Gespräch gebracht. Er habe sich als niedersächsischer Landesvorsitzender bewährt, sagte Hacker. Die Resonanz auf seine Auftritte in Bayern sei „immer sehr positiv“ gewesen.

Der promovierte Mediziner war Westerwelles Überraschungscoup, als 2009 das neue Kabinett vorgestellt wurde. Mit damals 36 Jahren war der Mann, der nach eigener Aussage mit 45 Jahren die Politik aufgeben will, der jüngste Minister im schwarz-gelben Kabinett. Als einziger Regierungsvertreter verfügt er nicht über ein Bundestagsmandat. Seine politische Vita liest sich eindrucksvoll. Seit er den Freidemokraten mit 19 Jahren beigetreten ist, war er niedersächsischer Landesvorsitzender der Jungen Liberalen (JuLi), Mitglied des FDP-Landesvorstands, Generalsekretär der Landes-FDP, FDP-Landtagsfraktionschef und unter Ministerpräsident Wulff niedersächsischer Wirtschaftsminister sowie Stellvertreter des heutigen Bundespräsidenten. Seit 2005 ist Rösler Mitglied des FDP-Bundespräsidiums, ein Jahr später übernahm er den niedersächsischen Landesvorsitz der Liberalen. Im Berliner Politzirkus verschaffte sich der gebürtige Vietnamese trotz Gegenwind durch seine Gesundheitsreform und die Deckelung der Arzneimittelkosten schnell einen Namen. (dapd)