Mainz. . Es war die Atomkatastrophe, die den Ausgang der Wahl in Rheinland-Pfalz beeinflusste – dessen sind sich die Parteien am Wahlabend einig. Schock bei der FDP, Jubel bei den Grünen. CDU und SPD geben sich tapfer
Es wird wohl etwas zu feiern geben, dessen waren sich die Grünen bereits am Nachmittag sicher – und bauten im Mainzer Haus der Jugend für die Wahlparty am Abend ein DJ-Pult auf. Und richtig: Um 18 Uhr bestätigen sich ihre kühnsten Hoffnungen auf ein phänomenales Wahlergebnis: Die Wähler katapultierten die Partei von der außerparlamentarischen Opposition auf satte 17 Prozent. Grenzenloser Jubel bricht aus, als die Prognose bekannt wird. Spitzenkandidatin Evelin Lemke ruft ihren Parteifreunden zu: „Das ist euer Ergebnis“, und nun fließen die Tränen vor Freude.
Die Augen werden auch bei der FDP und den Linken feucht – allerdings aus Trauer über das Unvermögen, die fünf-Prozent-Hürde knacken zu können. Bei der Ursachenfindung für das grandiose Scheitern – die FDP erreichte bei der Bundestagswahl in Rheinland-Pfalz noch 16 Prozent – sind die Schuldigen schnell gefunden: Die Medien waren es mit ihren schrecklichen Bildern aus dem japanischen Katastrophengebiet, sagt FDP-Spitzenkandidat Peter Schmitz.
Tapfere CDU-Anhänger
Die im Glück taumelnden Grünen bestätigen durchaus eine „Wahlkampfhilfe aus Japan“. Das Ergebnis zeige schließlich: „Die Leute trauen uns zu, dass wir Alternativen zu Atom haben, sagt die Grüne Ulrike Höfken. Dieser „Verantwortung werden wir gerecht werden.“ Allerdings werde die Partei auch mit der CDU über eine Koalition reden. Das sei reine Taktik, um ihre Macht gegenüber der SPD ausspielen zu können, sagen einige. Schließlich gibt es brisante Themen im Land, der Bau der Mittelrheinbrücke in einem Weltkulturerbe – oder das von der SPD angestrebte Ende des Nachtflugverbotes am Flughafen Hahn. Beides, heißt es am Abend, sei mit den Grünen nicht zu machen.
Die Furcht der Menschen vor der Atomkraft – „das ist das Thema, das die Wahl dominiert hat“, bestätigt auch Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der wohl sein Amt dank der satten grünen Gewinne wird behalten können, obwohl die Sozialdemokraten 10 Prozent einbüßten. Dies erleichtert es den 400 Anhängern, dem alten und wohl neuen Landeschef tapfer zuzujubeln.
Tapfer sind auch die Anhänger der vergleichsweise erfrischenden Julia Klöckner, die in den vergangenen Wochen versucht hatte, König Kurt vom Thron zu stürzen. Tatsächlich hat die CDU mit ihr gewonnen – und landet dennoch als einzige Partei in der Opposition. Dünn klingt der Applaus für sie, auch wenn er nicht enden will.