Mainz. . Der Spitzenkandidat der baden-württembergischen SPD Nils Schmid ist 37 Jahre jung. Und als Spitzen-Sozialdemokrat ein ungewohnter Typ Politiker. Unaufgeregt, solide, kunstliebend, ohne Stallgeruch.
Einen schweren Job hat Nils Schmid schon hinter sich. Es war in der Zeit, als Zehntausende gegen „Stuttgart 21“, das Bahnhofsprojekt, protestierten. Ratlos stand die SPD da. Aus Berlin kam das Signal: Seid dagegen. In der Region war das aber andersherum. Die Sozialdemokraten im Stuttgarter Regionalrat votierten ausdrücklich für den milliardenschweren Umbau. Auch Schmid ist dafür, so ganz persönlich. Aber er fand den Ausweg: Volksabstimmung.
Ein Typ wie der 37-jährige Parteichef im Südwesten hätte im Ruhrgebiet Probleme, eine sozialdemokratische Führungsrolle zu übernehmen. Nicht nur, dass er nicht in der Region, sondern im fernen Trier geboren ist. Zwar trat er bereits als 18-Jähriger in die SPD ein, war vier Jahre Juso-Kreisvorsitzender. Trotzdem fehlt ihm jeder Stallgeruch.
Sein Abi? Natürlich mit eins erledigt. Das juristische Staatsexamen? Mit Prädikat. Sein Äußeres: Fast nur dunkler Anzug. Vorsitzender des Kuratoriums Kunststiftung Baden-Würtemberg. Sein Auftreten: Mäßig als Redner, und das hat er mit dem Grünen Kretschmann gemeinsam: Leise, nicht laut. Nachdenklich, nicht polternd.
Noch etwas teilen die beiden rot-grünen Führungsfiguren. Sie haben den gleichen Traumjob: Finanzminister. Schmid ist seit 2001 finanzpolitischer Sprecher seiner Partei. Finanzminister? „Berechenbar“ sagt Nils Schmid von sich. Und: „Ich setze meine Punkte“. In der Folge ist der SPD-Wahlkampf, wenn nicht gerade Schwergewichte aus der Bundeshauptstadt erschienen, wenig kämpferisch ausgefallen, mehr sachlich. Das kommt in der baden-württembergischen SPD inzwischen an, auch, weil sie nach dem Scheitern der Ute Vogt bei den letzten Landtagswahlen gar keinen Besseren hat.
Fleißiger Verwalter
Dem Land können aber solche Attribute nicht schaden. Im Südwesten wollen sie gute Arbeit sehen, einen fleißigen Verwalter, den ordentlich bewältigten Alltag.
Und der fehlende Glamour? Den könnte die telegene Ehefrau des künftigen Ministerpräsidenten dazu geben, Tülay, mit der er zwei Kinder hat. Sie ist türkischstämmig. Alleine ihr Lächeln macht den verkniffenen Auftritt ihres Mannes wett, den die Macher der Nils Schmid-Homepage haben durchgehen lassen.