Berlin. . Jetzt schaltet sich auch Helmut Kohl in die Atomdebatte ein. Er warnt vor einem schnellen Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie. Der Altkanzler stellt sich ganz klar gegen Kanzlerin Merkels Atom-Kehrtwende.

Exkanzler Helmut Kohl hat sich kritisch zur Wende in der deutschen Atompolitik zu Wort gemeldet. In einem Gastbeitrag für die „Bild“-Zeitung vom Freitag spricht sich der frühere CDU-Chef gegen einen vorschnellen Ausstieg Deutschlands aus der Kernenergie aus.

Die Krise nach der Naturkatastrophe in Japan und die Folgen für die japanischen Atomreaktoren mache „uns alle fassungslos“, schreibt Kohl. Dennoch dürfe das Unglück „nicht den Blick für die Wirklichkeit verstellen“. In Deutschland habe sich durch die Ereignisse in Japan „erst einmal und unmittelbar gar nichts verändert“, argumentiert Kohl.

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„Die Kernenergienutzung in Deutschland ist durch das Unglück in Japan nicht gefährlicher geworden, als sie es vorher gewesen ist.“ Die Lehre aus Japan dürfe nicht „die berühmte Rolle rückwärts sein“, meint der 80-jährige Altbundeskanzler.

Blitz-Ausstieg für Kohl „eine gefährliche Sackgasse“

Trotzdem spricht sich Kohl dafür aus, „sicherheitshalber unsere Kernkraftwerke noch einmal auf den Prüfstand“ zu stellen. „Zugleich müssen wir die schwierige Frage der Endlagerung endlich und zufriedenstellend lösen.“

Ein „überhasteter Ausstieg aus der Kernenergie ohne Alternative“, wie er jetzt in Deutschland von mancher Seite gefordert werde, sei „eine gefährliche Sackgasse“ und würde „das Fundament unserer Industriegesellschaft aushöhlen, uns technologisch isolieren, unsere Abhängigkeit von weniger sicheren Kernkraftwerken erhöhen“, erklärte Kohl weiter. „Wenn das Land, dessen Kernkraftwerke zu den sichersten der Welt gehören und dessen Ingenieurskunst in der ganzen Welt bewundert und geachtet wird, überhastet ausstiege, würde dies die Welt sogar gefährlicher machen.“

Die Lehre aus dem Unglück in Japan müsse sein, dass akzeptiert werde: „Das Leben ist ohne Risiken nicht zu haben. Wer den Menschen dies verspricht, sagt schlicht die Unwahrheit.“

Nach Ansicht Kohls muss Deutschland viel stärker als bisher auf einen Energiemix setzen. „Je schneller wir Alternativen entwickeln und uns in der Energiefrage breit aufstellen, desto eher können wir aus der Kernenergie aussteigen - und dann auch weltweit Vorbild sein“, schließt Kohl. „Bis dahin aber bleibt es für Deutschland ohne Alternative beim konditionierten, aber klaren Ja zur Kernenergie.“ (dapd)