Essen.. Der Chef der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, sagt bis 2030 eine explodierende Altersarmut voraus. Der Ausbau des Niedriglohnsektors in Deutschland werde letztlich zur Existenzgefahr für alle Sozialsysteme.

Der Ausbau des Niedriglohnsektors in Deutschland wird die Altersarmut drastisch erhöhen und letztlich zur Existenzgefahr für alle Sozialsysteme. Davon ist der Chef der Deutschen Rentenversicherung, Herbert Rische, überzeugt. Das führe dazu, „dass immer mehr Menschen immer weniger Rente haben“, sagte er der WAZ. Die Folge: „Wenn der Niedriglohnsektor weiter so wächst, können Sie jedes lohnbezogene Sozialsystem in die Tonne treten.“

Besonders Frauen werden betroffen sein

Noch ist nur jeder vierzigste Rentner auf Grundsicherung angewiesen. Das wird sich in Zukunft ändern. Die Prognosen bis 2030 reichen von fünf bis 30 Prozent, die dann aufs Sozialamt müssen. Besonders Frauen werden betroffen sein. Heute arbeitet jede dritte Vollzeitbeschäftigte zu Niedriglöhnen, so eine Studie des Instituts Arbeit und Qualifikation der Uni Duisburg-Essen.

Die Bundesregierung setzt im April eine Kommission zur Bekämpfung der Altersarmut ein, ist aber uneins. Die Union plant eine Mindestrente für langjährig Versicherte. Wer 35 Jahre oder mehr voll gearbeitet hat, soll eine Rente über Hartz-IV-Niveau erhalten.

Für die Liberalen sind langjährig Versicherte nicht die Problemgruppe. „Wir müssen etwas für Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende und kleine Selbstständige tun“, sagt FDP-Rentenexperte Heinrich Kolb. Er setzt darauf, Privat- und Betriebsrenten zu stärken. Ruheständler, die auf Grundsicherung angewiesen sind, sollen mindestens 100 Euro ihrer eigenen Vorsorge behalten dürfen, um über der Grundsicherung zu liegen.

Für SPD-Rentenpolitiker Anton Schaaf sind dagegen die Niedriglöhne der Ansatzpunkt. „Ursache für Altersarmut ist Erwerbsarmut, deshalb muss man hier ansetzen, etwa mit Mindestlöhnen, die jährlich erhöht werden.“ Zudem müsse Leiharbeit eingegrenzt werden – mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit.

Rische betonte, auch ein Mindestlohn von 8,50 Euro führe zu keiner ausreichenden Rente. Er sieht die Tarifparteien in der Pflicht, Löhne zu vereinbaren, von denen Vollzeit-Beschäftigte leben können. Sonst landeten diese Menschen in Altersarmut. „Ob man dann eine Mindestrente macht oder alles übers Sozialamt – in beiden Fällen stellt sich die Frage, wer das bezahlen soll.“