Bochum. . Zu den wenigen Deutschen, die trotz des Bürgerkriegs in der libyschen Hauptstadt Tripolis geblieben sind, gehört die Bochumerin Renate Eisel (62). Vor zweieinhalb Jahren hatte sie in Tripolis für das Goethe-Institut ein Sprachlernzentrum aufgebaut und wohnt mitten im Zentrum der Stadt.
Zu den wenigen Deutschen, die trotz des Bürgerkriegs in der libyschen Hauptstadt Tripolis geblieben sind, gehört die Bochumerin Renate Eisel (62). Vor zweieinhalb Jahren hatte sie in Tripolis für das Goethe-Institut ein Sprachlernzentrum aufgebaut und wohnt mitten im Zentrum der Stadt.
„Furchtbare Angst“ habe sie gehabt, als in der Nacht zum Sonntag das Bombardement begonnen hatte, schilderte Renate Eisel am Mittwochmittag der WAZ am Telefon. Auch die letzte Nacht sei schlimm gewesen. „Da wurde der Hafen bombardiert, nur 500 Meter von meiner Wohnung entfernt.“ Bomben seien auch auf das drei Kilometer von ihr entfernte Kasernengelände gefallen.
Trotz des „Drucks durch die deutsche Botschaft“ habe sie es abgelehnt, sich ausfliegen zu lassen. Sieben ihrer acht Lehrerinnen hätten das Angebot jedoch angenommen. Seit vier Wochen ist ihr Institut geschlossen. In den Kursen lernen sonst vor allem einheimische Ärzte Deutsch, um eine Fachausbildung in Deutschland aufnehmen zu können.
Gaddafi die Hand geschüttelt
Während Nacht für Nacht die Bombenangriffe dröhnen, „der längste 20 Minuten lang, der kürzeste drei Minuten“, höre der schreckliche Spuk auf, sobald es hell sei. „Tagsüber versucht man, hier in Tripolis ein normales Leben zu führen“, beschreibt die Bochumerin die aktuelle Lage. Das funktioniere auch: „Man geht einkaufen oder ins Café und genießt die Frühlingssonne.“
Renate Eisel hatte an der Ruhr-Universität ab 1966 erst Geschichte und Politik studiert, später auch Arabisch und Orientalistik. Sie verfasste Bücher und Vorträge über arabische Themen. Als Gaddafi seinen „20. Jahrestag der großen Revolution“ feierte, wurde sie nach Tripolis eingeladen, traf dort auch den bizarren Herrscher: „Ich habe ihm die Hand gegeben.“ Drei Jahre lang, bis 2001, war sie Sprach-Professorin an der Al-Fateh Universität in Tripolis.