Washington. . Mit Libyen führen die USA nun ihren dritten Krieg in einem muslimischen Land. Präsident Obama hat lange gezögert. Nun versucht er, die Rolle seines Landes herunterzuspielen.

„Wir können nicht müßig daneben stehen, wenn ein Tyrann seinem Volk droht, dass es keine Gnade geben wird.“ Neben der griffigen Begründung für den US-Einsatz an der libyschen Front war Präsident Barack Obama, auf Staatsbesuch in Brasilien, vor allem eine Botschaft an seine Landsleute wichtig: Amerika handelt nicht allein.

Mehrfach sprach Obama von der „breiten Koalition, die auf die Rufe eines bedrohten Volkes antwortet“. Gezielt spielte er die Rolle der USA bei der Militär-Intervention he­runter. Zurückhaltende Worte kamen auch von Außenministerin Hillary Clinton, ob­wohl der gesamte Einsatz tatsächlich unter US-Kommando steht. Vor allem Clinton hatte bis zuletzt Obama bearbeitet, nicht den gleichen Fehler zu machen wie ihr eigener Mann zur Zeit des Völkermords von Ruanda 1994. Damals waren die USA untätig geblieben.

Zwei klare Bedingungen

Sichtlich unwohl fühlt sich Obama bei diesem ersten Militäreinsatz, den er nach gut zwei Jahren im Amt selbst zu verantworten hat. Seine Zu­stimmung für die Luftschläge gegen Gaddafis Luftabwehr knüpfte er an Bedingungen. Der Einsatz müsse zeitlich eng begrenzt sein und – weit wichtiger noch: Kein US-Soldat solle seine Stiefel in den libyschen Sand setzen müssen.

Nach Irak und Afghanistan nun binnen eines Jahrzehnts eine dritte Front in einem moslemischen Land zu eröffnen, erschreckt das ohnehin längst kriegsmüde Amerika. In der letzten Woche war die Zustimmung für den Afghanistan-Feldzug auf den tiefsten Stand seit Beginn des Krieges gefallen. Worum es in Libyen geht, ist vielen Amerikanern auch nicht im Ansatz bewusst. Sechs von zehn US-Bürgern glauben laut Umfragen nicht, dass ihr Land eine Verantwortung habe, den Konflikt in Libyen zu stoppen.