Ludwigshafen. .
Helmut Kohl weiht den neuen „Platz der Deutschen Einheit“ in Ludwigshafen ein. Der Alt-Kanzler kam im Rollstuhl und zeigte sich fit.
Der Alt-Kanzler kam im Rollstuhl, wie immer in den vergangenen Jahren. Mit fester Stimmer weihte der Alt-Kanzler am Freitagnachmittag den neuen „Platz der Deutschen Einheit“ in Ludwigshafen ein, trotz einer durch ein Schädel-Hirn-Trauma im Jahr 2007 ausgelösten Sprachbehinderung. Den Rhein im Rücken lobte Kohl mit Blick auf die Stadt Ludwigshafen: „Das ist hier fantastisch!“ Nach dem Krieg, 1945, hätte er niemals gedacht, dass so etwas möglich werde. Doch Helmut Kohl, der am 3. April 81 Jahre alt wird, präsentierte sich so fit und wach wie schon lange nicht mehr. Es war einer der selten gewordenen Auftritte des 80 Jahre alten Kohls. Zurückgelehnt, die Haare gelichtet und sehr weiß, schaute der Alt-Kanzler trotzdem interessiert in die Runde. Seine Frau Maike Richter-Kohl begleitete ihn und flüsterte ihm immer wieder etwas zu. Kohl nickte und lächelte gelegentlich, man merkte, dass die Platzeinweihung in seiner Heimatstadt für ihn ein Herzensanliegen war. Einige hundert Menschen wollten sich das nicht entgehen lassen, selbst „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann war eigens zum Auftritt des Alt-Kanzlers nach Ludwigshafen gekommen. Ein Bläserquintett der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz spielte die Nationalhymne sowie Beethovens „Freude schöner Götterfunke.“
Kohl zitiert Zuckmayer
Kohl selbst zitierte zur Einweihung niemand anderen als Carl Zuckmayer, der in seinem Stück „Hauptmann von Köpenick“ dem Rhein als „Völkermühle“ ein Denkmal gesetzt hatte. Carl Zuckmayer: „Vom Rhein, von der großen Völkermühle, der Kelter Europas“, sprach der Alt-Kanzler und mahnte: „Sind wir stolz darauf, am Rhein zu leben und an ihm groß geworden zu sein!“
Das gut 20.000 Quadratmeter große Gelände war bislang ein Hafengebiet der Industriestadt Ludwigshafen. Erst im Zuge der Stadtumgestaltung beschloss die Stadtverwaltung, der Innenstadt endlich einen Zugang zum Rhein zu eröffnen. Nun bietet der neue Platz großzügige Treppenstufen zum Rhein und schließt eine neue, drei Kilometer lange Rheinpromenade ab. Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU) sagte, es sei faszinierend, wie der Platz endlich die Stadt mit dem Fluss verbinde. „Ludwigshafen rückt an den Rhein“, fügte Lohse hinzu.
Erinnern an friedliche Revolutionen
Der Name „Platz der Deutschen Einheit“ aber solle sowohl an die Revolution von 1848, dem Beginn der deutschen Demokratiebewegung, als auch vor allem an die friedliche Revolution von 1989 erinnern. Die Einweihung erfolgte zudem genau am 21. Jahrestag der ersten und zugleich letzten freien Wahlen der alten DDR. „Der 18. März erinnert uns daran, dass Einheit und Demokratie und Deutschland historische Zwillinge sind, und wie weit unser Weg zur Einigkeit, Recht und Freiheit war“, sagte Lohse.
Der Rhein stehe zudem symbolisch für die wechselhafte Geschichte Deutschlands und Europas, für das Verschiedene, das zusammengeführt werden musste zu einer Einheit, aber auch für „den Fluss der Geschichte, der sich nicht aufhalten lässt“, betonte die Oberbürgermeisterin weiter. Und vor 22 Jahren hätten an eben diesem Fluss, gut 250 Kilometer nördlich in Bonn, Helmut Kohl mit dem damaligen russischen Präsidenten Michael Gorbatschow gestanden und die deutsche Einheit geplant. „Es waren zwei Männer am Fluss der Geschichte“, sagte Lohse. Helmut Kohl gefiel das sichtlich. (dapd)