Düsseldorf/Essen.
Tobias Blasius und Matthias Korfmann
. Der abrupte Kurswechsel der CDU in der Atompolitik sorgt an der Parteibasis in NRW für Diskussionsstoff. Angesichts der Katastrophe von Fukushima stößt die Energiewende aber weitgehend auf Verständnis.
Hermann-Josef Schepers, CDU-Bezirksvorsitzender in Oberhausen-Osterfeld und Bruder des Essener Weihbischofs Ludger Schepers, wirkt hin und hergerissen. Der Ingenieur war einst selbst am Bau des früheren NRW-Kernkraftwerks Würgassen beteiligt, wie in Fukushima eine Siedewasseranlage. Er hält es prinzipiell für richtig, dass der Mensch die Atomkraft genutzt hat. „Wir sehen leider, dass man im Fall der Fälle diese Urkraft nicht bändigen kann“, sagt er. Die Kehrtwende der Kanzlerin sei deshalb richtig. „Allerdings müssen wir den Bürgern sagen, dass der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt“, findet Schepers.
„Es kann kein „Weiter so“ geben“, glaubt Bruno Kleine-Stegemann, CDU-Vorsitzender in Haltern. Es sei gleichwohl schwer vermittelbar, dass man den über Jahrzehnte verfolgten Kernkraft-Kurs nun so rasch verlasse, ahnt der Lokalpolitiker. Die von NRW-Parteigeneral Oliver Wittke ins Gespräch gebrachte Mitgliederbefragung über die künftige Energiepolitik sieht er skeptisch: „Ein so facettenreiches Thema eignet sich nicht für Ja-oder-Nein-Fragen.“ Thomas Hüser, Unternehmer und Vorstand des CDU-Wirtschaftsflügels in Essen, warnt: „Man darf die Atompolitik nicht sofort schleifen. Der Mittelstand braucht sichere Energie.“
„Schon vorher für den Ausstieg“
Sascha Mader, Bezirksbürgermeister in Dortmund-Aplerbeck, sagt: „Wir sind alle betroffen von den schrecklichen Bildern. Natürlich muss man jetzt neu über die Kernkraft nachdenken.“ Mader erinnert aber daran, „dass die CDU im Grundsatz schon vorher für den Ausstieg war. Es ging nur noch um die Länge der Übergangszeit.“
„Ich sehe keine Chance für einen sofortigen Ausstieg aus der Kernkraft. Aber wir müssten zumindest alte Anlagen schnell abschalten“, sagt Volker Mais, Ortsunions-Chef in Dortmund-Sölde. Über die Zukunft der Energieversorgung müsse global entschieden werden. Ein deutscher Alleingang bringe wenig. „Die französischen AKWs stehen ja direkt an unserer Grenze.“ „Ja, wir müssen schnell aus der Atomkraft raus“, findet Vera Schultenkämper-Kotthoff, stellvertretende Ortsunionsvorsitzende in Meschede.