Ramallah. . Experten aus Nordrhein-Westfalen helfen bei der Ausbildung von palästinensischen Polizisten. Noch üben sie mit Kalaschnikows, doch bald sollen sie Verkehrsunfälle aufnehmen. Ein Ortstermin mit der Ministerpräsidentin.

Auf dem weiten, betonierten Platz spielen sich martialische Szenen ab. Uniformierte Männer stürzen sich aufeinander und dreschen auf Schutzschilde ein, andere zerren mit vorgehaltener Ka­laschnikow einen Fahrer aus seinem Fluchtauto. Die Polizei in Jericho simuliert den Ernstfall – vor den Augen der Ministerpräsidentin aus NRW, für die sie heute den roten Teppich ausgerollt hat. Denn Hannelore Kraft bringt „großartige Hilfe“, wie der palästinensische Generalmajor Hazem Atallah gesagt hat.

Jericho, die angeblich älteste Stadt der Welt, zählt zu den wenigen A-Gebieten im Westjordanland, wo die Palästinenser neben der zivilen auch die Sicherheitsaufsicht ausüben. In den C-Gebieten, die 60 Prozent der Westbank ausmachen, kontrollieren dagegen die israelischen „Besatzer“ die Polizei. Die Infrastruktur liegt vielerorts am Boden, viele Polizeigebäude sind stark beschädigt und als Dienststellen kaum zu nutzen.

In Jericho gibt es Fortschritte

In Jericho sieht man Fortschritte. Neue Häuser entstehen hier im „Police Training Center“, wo einmal 650 junge Leute für die Polizeiarbeit ausgebildet werden sollen.

Nach dem Bundeskriminalamt, das in den A-Gebieten den Aufbau der Kriminalpolizei unterstützt hat, will NRW dabei helfen, die Verkehrssicherheit zu verbessern. „Vor allem wollen wir gemeinsam Kinder in Palästina vor Tod und Verletzung schützen“, sagt Dieter Wehe. Der Inspekteur der NRW-Polizei gehört zu Krafts Delegation.

25 Experten aus Nordrhein-Westfalen

Was sich nach deutschen Maßstäben bescheiden ausnehmen mag, ist den Palästinensern hochwillkommen. Um die Zahl der Kinderunfälle zu senken, bilden in diesem Jahr 25 Experten aus NRW vor Ort Sicherheitstrainer für den Verkehr aus und schulen künftige Polizisten darin, am Unfallort Spuren zur Beweissicherung aufzunehmen. Dafür stellt NRW außerdem zehn Spezialkoffer mit Digitalkameras zur Verfügung.

Später sollen in der West Bank 55 Polizeistationen für mehr Sicherheit sorgen. Der Aufbau von Polizei und Justiz sowie eines Finanzwesens in Palästina sind Teil des „Fayyad-Plans“, mit dem die Gründung eines eigenen Staates vorbereitet werden soll. „Wir brauchen Ihre Hilfe“, sagt Premierminister Salam Fayyad bei seinem Gespräch mit Kraft in Ramallah.