Im öffentlichen Dienst wird gestreikt, bei der Telekom, und natürlich reden alle über den Streik der Lokführer. Kaum einer weiß, dass es da noch einen Streik gibt: Viele Hebammen machen im März einen Bogen um die Kreißsäle. Der Job lohnt sich nicht mehr, sagen sie. Dabei ist ihre Verantwortung nicht kleiner als die der Lokführer.
Streikende Hebammen? Ein Land, in dem mehr Menschen sterben als geboren werden, sollte das interessieren. Hebammen haben noch nie gestreikt. Hebammen genießen unser (Ur-) Vertrauen. In der wichtigsten Stunde für Frau und Baby sind sie da. Auch wenn das Baby die Welt Samstagnacht um halb vier kennenlernen will. Hebammen können sogar werdende Väter beruhigen.
Das werden sie natürlich weiter tun. Es wird Geburten geben und Frauen, die dafür sorgen, dass diese ohne Komplikationen verlaufen. Aber die Hausgeburt könnte bald schon Geschichte sein. Zu finden nur noch in der Literatur, nicht in der Praxis.
Warum verdienen eigentlich Frauen, die sich um kleine Kinder kümmern, so wenig Geld? Hebammen leisten viel und bekommen wenig. Erzieherinnen auch. Und Grundschullehrerinnen (Männer gibt es dort ja kaum) sind schlechter bezahlt als die Kollegen am Gymnasium. Die Betreuung unserer Jüngsten scheint uns wenig wert zu sein. Vielleicht sind wir ja auch deshalb vom Aussterben bedroht.