Essen. . Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist weg – und die Interngemeinde klopft sich auf die Schultern. „Der erste Minister, den das Internet gestürzt hat“ titelt Blogger Robin Meyer-Lucht auf seiner Internetseite „carta.info“. Ist an der These etwas dran oder geht es um pure Selbstbeweihräucherung im Netz?

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist weg – und die Interngemeinde klopft sich auf die Schultern. „Der erste Minister, den das Internet gestürzt hat“ titelt Blogger Robin Meyer-Lucht auf seiner Internetseite „carta.info“. Ist an der These etwas dran oder geht es um pure Selbstbeweihräucherung im Netz?

„Ohne das Internet wäre der Skandal sicherlich anders verlaufen“, meint Dr. Christian Bieber, Politikwissenschaftler und Netzexperte der Universität Gießen, im Gespräch mit der NRZ. Und zwar „eher günstig für zu Guttenberg.“

Nachdem die ersten Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg über die „Süddeutsche“ öffentlich geworden waren, setzten sich zig Internetnutzer an den Computer und machten sich über die Seite „de.guttenplag.wikia.com“ auf die Suche nach kopierten Textstellen. Auf 324 der 393 Seiten sind die Nutzer bis zum 1. März (Stand 15.05 Uhr) fündig geworden.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Viele Menschen haben sich die Arbeit geteilt – und konnten so schnell Ergebnisse liefern, die die klassischen Medien wie Tageszeitungen wieder aufgriffen. „Dadurch fand eine Verdichtung der Öffentlichkeit statt“, sagt Bieber. „Ansonsten hätte sich das Thema nicht über einen so langen Zeitraum permanent in den Medien gehalten.“Wäre das Internet nicht in diesem Maße involviert gewesen, hätte die Uni Bayreuth die Angelegenheit mehrere Wochen hinter verschlossenen Türen geprüft, schätzt Bieber.

Vertuschen unmöglich

So aber wurde das „Aussitzen, das Vertuschen unmöglich gemacht“. Er nennt das „radikale Transparenz“.

Dabei haben sich alte und neue Medien ergänzt – das Internet deckt auf, TV, Zeitungen und Radio berichten. Im Falle des Rücktrittes von Bundespräsident Horst Köhler im Mai 2010 ist es genau andersherum gelaufen.

Seine – später – umstrittene Äußerung, dass das Militär im Notfall auch für die Sicherung freier Handelswege eingesetzt werden müsse, blieb während eines Interviews mit dem Deutschlandfunk unentdeckt.

Nur im Netz erregten sich Nutzer. Erst daraufhin fand die Äußerung Köhlers ihren Weg in die breite Öffentlichkeit. Das Ende ist bekannt. „Das war der Wachsamkeit der Blogger zu verdanken“, bilanziert Bieber. „Der Unterschied zu Guttenberg ist, dass der Skandal um Köhler in den klassischen Medien keiner geworden ist. Es brauchte erst den Umweg über die Blogs.“

Aufdecken im Netz

Was aber sind die Motive der Internetnutzer, die ihren Teil dazu beitragen, dass Politiker zurücktreten? Im Fall Guttenberg können sowohl das Interesse von Wissenschaftlern dahinter stecken, die ihr Ansehen gefährdet sehen, als auch die Absicht, Guttenberg eins auszuwischen.

Manchen wird durch ihre Aktivität an „guttenplag “ möglicherweise auch Aufmerksamkeit zuteil, für andere wiederum kann es eine reine Modeerscheinung sein, schätzt Netzexperte Bieber.

Eines ist jedoch klar: Das Internet gehört zum Alltag. „So wird es immer wahrscheinlicher, dass Skandale im Netz aufgedeckt werden.“

Übrigens: „Guttenplag“ macht auch nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers weiter.