Essen. Mit Sorge beobachten Polizei und Stadtspitze die Entwicklung in der Dortmunder Nordstadt. Hier wohnen in rund 40 Altbauten Neubürger aus Bulgarien und Rumänien, die nicht willkommen sind.

Bulgarische Banden verunsichern das Ruhrgebiet. Sie operieren aus verwahr­losten Häusern der Dort­munder Nordstadt und fallen der Polizei zunehmend durch Prostitution sowie Taschen- und La­dendiebstähle im ­ganzen Re­vier auf.

Das Landeskriminalamt (LKA) bestätigt einen Anstieg dieser Delikte. Es betrachtet dies nicht mehr als nur lokalen Vorgang und hat in Dortmund einen Bericht angefordert. Der Trend steht offenbar in Zusammenhang mit dem ­EU-Beitritt Bulgariens 2007.

Seither habe sich die Szene „schleichend entwickelt“, sagte der Dortmunder Bezirkschef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Lothar Knäpper, der WAZ. Mit den Quartieren in der Dortmunder Nordstadt hätten sich bulgarische Familien ­feste Wohnsitze verschafft, was die Festnahme erschwere. Es gebe durchaus Hinweise auf organisierte Kriminalität.

Rund 40 Häuser unter Beobachtung

In dem Nordstadt-Bereich arbeiten 700 Prostituierte. Rund 40 Häuser stehen auf der Beobachtungsliste der städtischen Behörden. Drei von ihnen wurden seit Jahres­anfang geräumt. Der Grund: Gesundheitsgefahr durch tote Ratten und verschimmelten Müll. Viele der angetroffenen Be­wohner stammen aus ­Plovdiv und sind Roma.

Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) sagte der WAZ: „Ich will die Entwicklungen in der Nordstadt nicht verniedlichen.“ Man spiele mehrere Handlungsoptionen durch. Er warnte aber davor, den Straßenstrich komplett zu schließen: „Dann würde die Szene in die Illegalität abgedrängt.“

Auch die Opfer sind meist Landsleute

Das Bundeskriminalamt sieht im „Lagebild Menschenhandel“ eine zunehmende Aktivität von Balkan-Gruppen. Der Anteil bulgarischer Tatverdächtiger bei den Delikten stieg zwischen 2007 und 2009 von sechs auf 16,1 Prozent, der rumänischer Verdächtiger von vier auf 10,5 Prozent. Auch ihre Opfer sind meist Landsleute.

Sierau wie auch das BKA ver­weisen auf die EU-Beitritte, wodurch laut BKA Einreise-, Aufenthalts- und Arbeits­bestimmungen wesentlich ­erleichtert wurden. Dagegen sei die Überführung der Täter schwer: „Zeugenaussagen werden oft zurückgezogen.“