Rom/Tunis. Tausende Menschen setzen täglich auf die italienische Insel Lampedusa hinüber. Die Italiener sind mit den Massen überfordert. Nun soll Europa helfen, doch in Tunis gibt es keine Ansprechpartner.
Es sind fast durchweg junge Männer, aber auch einige Frauen und Kinder. Etwa tausend Tunesier pro Tag kommen auf der Insel Lampedusa an; 6000 bis zum gestrigen Montag. Der Flüchtlingsstrom, der jetzt über die Insel mit circa 4500 Einwohnern hereinbricht, überfordert die Organisatoren.
Zwar ist das 2009 geschlossene Flüchtlingslager wieder eröffnet, doch die 800 Plätze reichen bei weitem nicht aus. Obwohl die Kirche ihre Pforten öffnete, müssen viele Flüchtlinge draußen übernachten, am Hafen oder auf dem Fußballplatz.
Nun spricht die italienische Regierung vom humanitären Notstand und fordert Hilfe von der Europäischen Union und der EU-Grenzschutzeinheit Frontex. Zudem wollte Rom italienische Polizisten an die Küste Tunesiens schicken, um die Fluchtwilligen an ihrem Vorhaben zu hindern. doch Tunesien wies den Vorschlag als „inakzeptabel“ und „Einmischung“ ab.
Dabei gibt es seit 1998 ein Abkommen über gemeinsame Küstenwacht-Patrouillen und die Rücknahme illegaler Immigranten. Doch mit dem Zerfall des tunesischen Polizeistaates ist diese Zusammenarbeit zum Stillstand gekommen. Inzwischen verspricht die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton Unterstützung bei Reformen und beim Umgang mit den Flüchtlingen. Ein schwieriges Vorhaben, denn ihr Ansprechpartner, Tunesiens Außenminister Ahmed Ounaïes, ist gerade zurückgetreten.