Ägypten macht Weltgeschichte. Der Millionen-Jubel auf dem Tahrir-Platz zog am Ende den ganzen Globus mit in seinen Bann. Tunesien war das erste schwere Donnergrollen, Ägypten jetzt der politische Vulkanausbruch im Zentrum der arabischen Welt.

Der Orient erlebt seinen eigenen Fall der Mauer – einer Mauer aus Machtmissbrauch und Polizeiterror, aus Ignoranz und erzwungener politischer Unmündigkeit. Keines der Regime kann sich diesem Sog mehr entziehen. Ob in Algerien, Libyen, Palästina, Jordanien, Syrien oder Jemen – überall gärt es. Selbst in den reichen Ölstaaten am Golf haben es die Menschen satt, sich von selbstherrlichen Autokraten weiter gängeln zu lassen. Sie wollen ihr Leben selbst bestimmen und glauben nicht mehr an die Reformfähigkeit ihrer Langzeitregime.

Trotzdem – der Weg zu Demokratie und einer pluralen Zivilgesellschaft bleibt lang und steinig für Ägypten. Noch hält das Militär die Schrauben fest angezogen. Noch zeichnet sich keine Übergangsregierung ab, noch ist die Gefahr eines Putsches in Zeitlupe nicht gebannt. Denn die Oppositionsparteien sind schwach und zerstritten.