Kairo. . „Villa der Revolution“ nennen sie jetzt die überdachte Bushaltestelle am Tahrir-Platz, wo Tausende in provisorischen Zeltdörfern übernachten. Markierte Wege führen durch die zugigen Wohnquartiere aus Plastikplanen. Im In­neren kauern Alt und Jung auf Decken und löffeln Suppe. An­dere verbringen die Nacht zwischen den Panzern des Militärs. Das Areal ist umringt von fahrenden Händlern, die Kartoffeln rösten oder Tee brühen. Ägyptische Zeitungen sprechen inzwischen von der „Republik Tahrir-Platz“.

„Villa der Revolution“ nennen sie jetzt die überdachte Bushaltestelle am Tahrir-Platz, wo Tausende in provisorischen Zeltdörfern übernachten. Markierte Wege führen durch die zugigen Wohnquartiere aus Plastikplanen. Im In­neren kauern Alt und Jung auf Decken und löffeln Suppe. An­dere verbringen die Nacht zwischen den Panzern des Militärs. Das Areal ist umringt von fahrenden Händlern, die Kartoffeln rösten oder Tee brühen. Ägyptische Zeitungen sprechen inzwischen von der „Republik Tahrir-Platz“.

Und während das Regime vergeblich versucht, in der Metropole wieder ein normales Alltagsleben in Gang zu bringen, scheint das ganze Volk auf den Beinen. Alle warten nur auf den einen magischen Moment, wenn Präsident Hosni Mubarak endlich das Land verlässt.

„Verhandlungen haben keinen Zweck. Das ganze System muss weg“, sagt eine Studentin, die sich „ei­ne stolze Ägypterin“ nennt. Niemand traut dem Re­gime und den Beteuerungen, sich selbst ab­zu­schaffen und den Weg zu eb­nen für eine Demokratie.

Andere aber deuten verstohlen auf dunkle Typen in der Menge, zu denen ihre nagelneuen Fotoapparate so gar nicht passen wollen. Sie umschwirren jedes Interview, fotografieren die Journalisten und alle, die ihnen antworten. Offenbar bereitet sich das Regime auf die große Abrechnung vor, falls es sich am Ende doch auf den Beinen halten kann. Wer identifiziert wird, den suchen Schläger bereits jetzt zu Hause auf. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen gehen die Fälle inzwischen in die Hunderte.

Vizepräsident Omar Suleiman machte keinen Hehl da­raus, dass er die Geduld mit den Protestlern verliert. „Wir müssen die Krise so schnell wie möglich beenden“, polterte er und drohte offen mit ei­nem Militärputsch. Kategorisch wies er alle Forderungen zurück, Mubarak müsse gehen, und ließ gleichzeitig verbreiten, nach den Gefängnisausbrüchen vor zehn Tagen seien viele Kriminelle, aber auch radikale Islamisten in den Straßen unterwegs. „Diese Extremisten sind nun in Freiheit, während die Polizei unter einem Motivationsdefizit leidet“, lamentierte er in der Pose des besorgten Landes­vaters.