Unter dem einigenden Dach der Peterskuppel in Rom gärt es. Katholiken begehren auf. Viele von ihnen sind von dem Skandal um den sexuellen Missbrauch durch Geistliche tief erschüttert und verunsichert; darüber, wie die Kirche in früheren Jahren damit umgegangen ist, wie vertuscht und verharmlost wurde. So viele Menschen wie nie zuvor haben sich deswegen von ihrer Kirche abgewendet.

Es stimmt, der Papst, die Bischöfe hierzulande haben lobenswert angemessen auf die Verbrechen reagiert. Viel ist geschehen, das darf nicht klein geredet werden. Aber Entscheidendes fehlt.

Sie alle, Papst wie Bischöfe, hatten versprochen, dass es nun ein Umdenken geben werde. Ein breiter Dialog-Prozess wurde angekündigt. Aber immer, wenn jetzt konkrete Forderungen auf den Tisch kamen, wurden sie abgebügelt.

Da war die Initiative einiger CDU-Politiker aus Berlin, die eine Öffnung des Zölibats, die Zulassung auch von verheirateten Priestern forderten; die katholischen Frauen, die an die Würzburger Synode von vor 40 Jahren erinnerten, in der schon Reformen angemahnt wurden. Ihre Empörung darüber, vom Amt in der Kirche auf ewig ausgeschlossen zu bleiben, wird von einigen (nicht von allen) im Kreis der Soutanenträger anscheinend gar nicht mehr ernst genommen. Wie lange soll das noch so gehen? Und nun haben mehr als 150 Theologie-Professoren den Reform-Stau in der Kirche angeprangert. Will die Kirche über alles hinweg sehen? Weiter so?

Aber so einfach sollten es sich Bischöfe, sollte es sich der Papst nicht machen. Schließlich hat er noch einen weiteren Titel: Pontifex, Brückenbauer. Dieser Titel besagt, dass der Papst alle Kräfte in der Kirche integrieren sollte; die konservativen, die ultrakonservativen, die fortschrittlich gesinnten Gläubigen. Die Konservativen brauchen sich über mangelnden Einfluss in Rom nicht zu beklagen. Und mit welchem Einsatz ultrakonservative Kräfte integriert werden, konnte die Welt bei der Pius-Bruderschaft beobachten. Es wird Zeit, dass Benedikt auch auf die Fortschrittlichen zugeht. Es könnte sonst irgendwann einmal keiner und keine von ihnen mehr zur Kirche gehören.

Fazit: Der Reform-Druck wächst beständig. Um der Einheit der Kirche willen sollten Bischöfe und der Papst das nicht länger ignorieren.