Gewalt, Gegengewalt, Chaos – Gegner und Anhänger des taumelnden Präsidenten Hosni Mubarak liefern sich am Mittwoch im Herzen Kairos erbitterte Kämpfe. Die Mubarak-Seite greift dabei nicht nur Oppositionelle an.

Die angeheuerten Schläger scheinen zudem angewiesen, sich ausdrücklich ausländische Journalisten vorzuknöpfen, die sie beschuldigen, mit ihren Berichten den Aufstand gegen das Regime Mubarak angestachelt zu haben. Ein Reporter von CNN wird verprügelt, ein Journalist des Sender Al Arabiyya durch einen Messerstich verletzt. Der Reporter der belgischen Tageszeitung „Le Soir“ wird von mehreren Zivilpolizisten brutal geschlagen, in eine Kaserne am Stadtrand verschleppt und gezwungen, ein Glas mit dreckigem Nilwasser zu trinken. Der unabhängige arabische Fernsehsender Al-Dschasira war bereits am Montag verboten worden, seine sechs Mitarbeiter wurden vorübergehend verhaftet.

Bereits tags zuvor war es zu ersten Auseinandersetzungen zwischen Mubarak-Unterstützern und Mubarak-Gegnern in Alexandria gekommen, die sich am Mittwoch mit wachsender Gewalt fortsetzen. Fernsehbilder zeigen, wie die Besatzung eines M1-Abrams-Panzers mit ihrem Gefährt hilflos auf und ab fährt, Warnschüsse in die Luft feuert und dann die friedlichen Protestierer auffordert, hinter dem Panzer Schutz zu suchen.

Kritik von Obama

Am späten Dienstagabend hatte Präsident Hosni Mubarak in seiner zweiten Fernsehrede seit Beginn der Unruhen es abgelehnt, vorzeitig zurückzutreten. Er kündigte allerdings an, er werde im September nicht zum sechsten Mal als Präsident kandidieren und die Verfassung ändern lassen, so-dass auch unabhängige Bewerber antreten können. „Das Land hat die Wahl zwischen Chaos und Stabilität“, sagte der 82-Jährige. Und er werde auf ägyptischem Boden sterben. Gleichzeitig versprach er Reformen und Arbeitsbeschaffungsprogramme.

In einer ersten Reaktion übt Barack Obama unverhohlen Kritik an dem Zeitplan Mubaraks. Die Machtübergabe in Kairo müsse sofort beginnen und sie müsse friedlich ablaufen, sagt der amerikanische Präsident.

Die Europäische Gemeinschaft fordert Ägyptens Präsident auf, „so schnell wie möglich“ freie Wahlen auszuschreiben. Ein Sprecher des Außenministeriums in Kairo weist dies aber postwendend als Einmischung in die inneren Angelegenheiten zurück.