Jerusalem. .

Aufregung in Nahost: Veröffentlichten Geheimdokumenten zufolge soll palästinensische Unterhändler Israel weitreichende Zugeständnisse angeboten haben. Ausgerechnet in der umstrittenen Jerusalem-Frage.

Palästinensische Unterhändler sollen nach jetzt veröffentlichten Geheimdokumenten im Jahr 2008 weitreichende Zugeständnisse zum künftigen Status Jerusalems gemacht haben. So soll der damalige palästinensische Ministerpräsident Ahmed Korei vorgeschlagen haben, dass Israel alle jüdischen Siedlungen um Jerusalem bis auf eine annektieren könne. Das geht aus einem Dokument hervor, das der arabische Fernsehsender Al-Dschasira am Sonntag veröffentlichte. Insgesamt hat der Sender nach eigenen Angaben 1600 Dokumente erhalten, die einen Einblick in mehr als ein Jahrzehnt geheimer Verhandlungen zwischen den Palästinensern, Israel und den USA gäben. Korei habe dem Protokoll zufolge im Juni 2008 gesagt, dass die Palästinenser erstmals solch ein weitgehendes Angebot unterbreiten würden.

Im Oktober 2009 soll der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat Israel eine geografische Teilung der Altstadt Jerusalems vorgeschlagen haben, bei der Israel die Kontrolle über das jüdische Viertel und einen Teil des armenischen Viertels erhalten sollte. Im Januars 2010 soll Erekat einem US-Diplomaten gesagt haben, das Angebot der Palästinenser bedeute, das Israel das größte Jerusalem in der jüdischen Geschichte bekommen würde, dass man sich auf eine symbolische Zahl für die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge einigen könnte sowie auf einen entmilitarisierten Palästinenserstaat. Den Dokumenten zufolge hat Israel laut Al-Dschasira in keinem Moment signalisiert, dass es das Angebot annehmen könnte.

Unterhändler nennt die Dokumente „Bündel von Lügen“

Der Sender kündigte an, er werde in den nächsten Tagen weitere Unterlagen veröffentlichen. Erekat bezeichnete die Papiere kurz nach der Veröffentlichung bei Al-Dschasira als ein Bündel von Lügen. In einem hitzigen Wortwechsel fragte ihn ein Redakteur der in London erscheinenden Zeitung „Al-Kuds al-Arabi“, wer ihn oder die Palästinenser-Führung autorisiert habe, „die heiligen Stätten des Islams aufzugeben“?

Die Palästinenser-Regierung hat bislang solch weitgehende Angebote an Israel niemals eingeräumt. Sowohl Israel als auch die Palästinenser erheben Anspruch auf Jerusalem. Der Streit um die Stadt, deren Ostteil Israel 1967 eroberte und später annektierte, ist eines der Kernprobleme des Konflikts in der Region. Erst kürzlich hatte Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas erklärt, es gebe keine Diskussion über Jerusalem. „Jerusalem gehört uns“, bekräftigte er. (rts)