Hamburg/München. . Nach dem Todesfall auf der Gorch Fock liegt nun eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung vor. Die Mutter des Opfers hat sie gestellt. Sie wirft den Verantwortlichen vor, ihre Tochter völlig übermüdet der Gefahr ausgesetzt zu haben.

Die Mutter der auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ ums Leben gekommenen Kadettin Sarah S. hat Strafanzeige wegen fahrlässiger Tötung erstattet. Das berichten am Samstag übereinstimmend die Nachrichtenmagazine „Spiegel“ und „Focus“. Die 25-jährige war am 7. November beim Klettern in der Takelage aus 27 Metern Höhe auf das Deck gestürzt. Zwölf Stunden später erlag sie ihren Verletzungen.

Ihre Mutter Angelika erhob im „Spiegel“ schwere Vorwürfe gegen die Schiffsführung. „Wie konnten die Vorgesetzten Sarah so hoch in die Wanten schicken, obwohl sie noch gar nicht richtig angekommen war“, fragte sie. So sei die Marinesoldatin nach rund 20-stündiger Reise im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia eingetroffen und habe erst am 6. November früh in der Hängematte gelegen.

„Rüder Umgangston“ an Bord

Doch schon am Morgen des 7. November habe der Drill begonnen. Das Unglück sei beim letzten Aufentern des Tages geschehen, nach dem sechsten oder siebten Mal. Erst sieben Stunden nach dem Unglück sei sie informiert worden, da habe ihre Tochter noch gelebt.

„Keiner erklärt mir, was genau passiert ist, als meine Tochter starb“, sagte die 45-Jährige dem „Focus“. Sie vermute, dass die wahren Gründe für den Tod ihrer Tochter „vertuscht“ worden seien. Mitte November hatten Kriminalbeamte aus Kiel Offiziersanwärter vernommen, die von einem „rüden Umgangston“ an Bord des Schulschiffes der Bundeswehr berichteten.

Staatsanwaltschaft will Verfahren einstellen

Die Kieler Staatsanwaltschaft will das Todes-Ermittlungsverfahren nach „Focus“-Recherchen jedoch in Kürze einstellen. Der Kieler Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt sagte dem Magazin: „Einzelne Lehrgangsmitglieder mögen so etwas wie Druck empfunden haben.“ Das jedoch sei „strafrechtlich nicht relevant“.

Inzwischen wurde der Kommandant des Schiffes abberufen. (dapd)