Essen. .
Noch nie wollten so wenige Männer in Deutschland katholische Priester werden wie im vergangenen Jahr. 150 Bewerber hatte die Deutsche Bischofskonferenz 2010 notiert – ein Rekordtief.
Im Jahr 2006 waren es noch 211 Männer, die in den Dienst der Kirche treten wollten. Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch und Vorsitzender der Bischofskonferenz führt den Rückgang insbesondere auf die Missbrauchsskandale in der jüngsten Vergangenheit zurück.
Kirchen geschlossen
Die Attraktivität des Priesterberufs hat jedoch nicht erst seit den bekannt gewordenen sexuellen Übergriffen von Geistlichen nachgelassen. In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der bundesweit aktiven Priester um 20 Prozent auf 10 500 gesunken. Mit Folgen: Das Erzbistum Köln schätzt, dass es im Jahr 2015 etwa 60 Priesterstellen nicht mehr besetzen können wird. Bereits 2009 hatte das Erzbistum Paderborn angekündigt, auf die sinkende Zahl von Priestern und Katholiken insgesamt zu reagieren und die Zahl der Pastoralverbünde von 213 auf 100 zu reduzieren. Zudem müssen im Ruhrbistum Essen 100 von 350 Kirchen geschlossen werden.
Die Erklärung, die acht katholische CDU-Politiker wie Bundestagspräsident Norbert Lammert unterzeichnet haben, verweist darauf, dass die Würzburger Synode (1972-1975) – das letzte große Treffen der Bistümer in der Bundesrepublik – bereits die Frage der „viri probati“ (lateinisch: verheiratete Männer) diskutiert hatte. Wenn die Kirche „in Zukunft über längere Zeit durch akuten Priestermangel gezwungen sein sollte, die Leitung vieler Gemeinden ... Laien anzuvertrauen“, dann bleibe auf längere Sicht gar nichts anderes übrig, als viele „der Laien, die sich im Gemeindedienst bewährt haben, als viri probati für die Ordination“ zuzulassen. So der heutige Kardinal Kasper vor 40 Jahren in seiner Einleitung zur Beschlussfassung „Pastorale Dienste“. Damals kam es wegen eines Vetos der Bischöfe nicht zu einem Beschluss der Synode.
„Ein erster Schritt“
Barbara Steffens (Grüne), NRW-Ministerin für Gesundheit und Emanzipation, be-grüßte den Vorstoß der CDU-Politiker, die Priesterweihe zu reformieren. „Die Weihe auch für verheiratete Männer zuzulassen, wäre der erste Schritt der katholischen Kirche, die Voraussetzungen für das Priesteramt näher an die Lebensrealitäten heranzuführen“, sagte Steffens.
Durch verheiratete Priester, die auch den Alltag mit Frau und Familie erleben würden, würde sich zugleich das Frauenbild in der katholischen Kirche wandeln. Nicht zuletzt könnte auch die Priestergattin die Rolle der Frau in der katholischen Kirche stärken, so Steffens weiter.