Die Jury hat turnusmäßig gekreißt und ein Unwort – nein, nicht geboren, aber doch wenigstens ausgesucht. Die zweifelhafte Ehre wurde dem Wort „alternativlos“ zuteil, das wohl die Bundeskanzlerin im Zusammenhang mit milliardenschweren Bankenhilfsprogrammen in die Debatte warf und das seinerseits keineswegs alternativlos war.
Wahrscheinlich tut man einem einzelnen (Un-) Wort mit dieser Auszeichnung zu viel der Ehre an. Wörter beziehen ihre moralische Qualität meistens aus dem Zusammenhang, in dem sie gebraucht werden, denn genau besehen sind ja nicht Begriffe skandalös, sondern Sachverhalte. In „politisch korrekter“ Sprache andererseits lassen sich die ungeheuerlichsten Dinge ausdrücken, ohne ein einziges „Unwort“ zu verwenden, und fast folgerichtig sind nur wenige Jahressieger so wie Hilmar Koppers „Peanuts“ (1994) oder der Vorjahressieger „betriebsratsverseucht“ als Unwörter im Gedächtnis geblieben.
Ein großer Aufreger ist gerade „alternativlos“ nicht. Seit Menschengedenken propagieren Herrschende die Alternativlosigkeit ihrer Politik, bis sie durch den Gang der Geschichte eines Besseren belehrt werden. Kanzler Schröder beispielsweise sagte „Basta“, was in etwa die gleiche Bedeutung wie „alternativlos“ hat.