Kairo. .

In Ägypten haben sich nach dem Anschlag vor einer Kirche aufgebrachte koptische Christen Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Deutsche Politiker fordern unterdessen, die Christen besser zu schützen.

In Ägypten haben sich nach dem Anschlag vor einer Kirche aufgebrachte koptische Christen am Sonntag Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Hunderte Christen demonstrierten in Kairo und in Alexandria, wo sich in der Nacht zu Neujahr ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte. Mindestens 21 Menschen wurden dabei getötet, fast 100 verletzt.

Vor der Sankt-Markus-Kathedrale in Kairo verlangten mehrere hundert Demonstranten mehr Schutz für die Christen im überwiegend moslemischen Ägypten und warfen der Regierung Feigheit vor. Es kam zu Krawallen zwischen Polizisten und Demonstranten, die eine Absperrung durchbrechen und durch die Straßen ziehen wollten. Bereits unmittelbar nach dem Anschlag war es zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen gekommen.

„Ägypten muss dem Ungeist religiöser Intoleranz wirksam entgegentreten“

„Eine Verurteilung solcher Anschläge ist zu wenig. Ägypten und andere Staaten müssen dem Ungeist religiöser Intoleranz wirksam entgegentreten“, sagte der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Volker Beck. De facto sei das Land eine Diktatur. „Der Westen aber schaut aus außenpolitischer Rücksichtnahme auf das Regime Mubarak systematisch weg.“ Deutschland habe seine Möglichkeiten zur Einflussnahme „bei weitem nicht ausgeschöpft“, beklagte Beck, der auch parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion ist. Er sprach sich dafür aus, außen- und entwicklungspolitische Vereinbarungen an Bedingungen hinsichtlich der Menschenrechtslage zu knüpfen, insbesondere bei staatlicher Budgethilfe.

Ähnlich äußerte sich die CSU und forderte eine Neuorientierung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. „Wir sollten unsere Entwicklungshilfe an der Frage ausrichten, ob in einem Land Christen vom Staat oder einer anderen Seite verfolgt werden“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller. Alle Regierungen im islamischen Raum seien aufgefordert, christliche Minderheiten zu schützen. „Es kann keine finanzielle Unterstützung für Länder geben, in denen Christen ihre Religion nicht ungehindert ausüben können“, sagte Müller.

Appell an die Vertreter der Muslime in Deutschland

Gleichzeitig kritisierte die CSU Vertreter der Muslime in Deutschland. „Ich erwarte, dass sie ihre Abscheu noch klarer formulieren, so wie das weltweit geschehen ist“, sagte Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer. Der Aufruf deutscher Muslime zu mehr religiöser Toleranz sei besonders wichtig, weil diese in Deutschland ihren Glauben frei ausüben könnten. In Ländern wie Ägypten oder dem Irak sei genau das für viele Gläubige nicht der Fall.

Hans-Peter Uhl, Außen- und Sicherheitspolitiker der CSU, forderte eine eindeutige Distanzierung der gemäßigten Muslime. Er warnte vor einem Übergreifen islamistischer Gewalt auf Deutschland. „Wenn die Muslime selbst protestieren, bewirkt das viel mehr, als wenn wir das tun.“

CDU-Vize Annette Schavan rief muslimische Würdenträger in aller Welt dazu auf, sich von Gewalt gegen andere Religionen zu distanzieren. „Muslimische Autoritäten in Kairo und anderswo müssen eindeutig Stellung beziehen gegen jede Form von Gewalt im Namen ihrer Religion“, sagte die Bundesbildungsministerin. „Es gibt keinen Frieden der Völker ohne den Frieden der Religionen.“ (dapd, rtr)