Düsseldorf..
Der strenge Winter und die Folgen für den Verkehr auf Straßen, Schiene und in der Luft decken offenbar zahlreiche Mängel in der Verkehrs-Struktur des Landes auf.
Die NRW-Regierung wirft der Bahn vor, sie habe „Investitionen und Wartung in den letzten 15 Jahren schludern lassen“. Das „Chaos bei der Bahn ist sicher zu 70 Prozent hausgemacht“, sagte Verkehrs-Staatssekretär Horst Becker (Grüne) der WAZ.
Die Bahn müsse in den nächsten Jahren „mindestens 300 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich ins Netz investieren“. An Rhein und Ruhr gebe es „zu wenig Bahngleise“. Becker setzt auf erste Verbesserungen der Lage innerhalb der nächsten zwei Jahre.
Sparprogramm mit Folgen
Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) kritisiert die Politik des Staatsunternehmens. In den letzten zehn Jahren sei zu viel an der Bereithaltung gespart worden. „Es macht sich jetzt bemerkbar, dass man geglaubt hat, man könne sich das eine oder andere an Reserve sparen“, sagte Ramsauer, der damit indirekt mit der Ära des Bahnvorstands Mehdorn abrechnete.
Der zurückgetretene Hartmut Mehdorn hatte zugunsten des geplanten Börsengangs zahlreiche Sparmaßnahmen durchgeführt, unter anderem Werkstätten geschlossen und beispielsweise auf Weichenheizungen verzichtet.
Die Bahn selbst verteidigt sich damit, dass sie in diesem Jahr bis zu 30 Prozent mehr Buchungen verkraften musste als in der Weihnachtszeit 2009. Ursache: Die wegen des Wetters ausgefallenen Flüge. Täglich kauften bis 100 000 Fahrgäste mehr Bahn-Tickets.
Neue Kältewelle in Sicht
Durch das Einsetzen von Tauwetter entspannte sich die Verkehrslage in Deutschland gestern etwas. Nur noch 75 Flüge fielen aus. Züge fuhren wieder pünktlicher, nachdem es am Vorabend auf den Hauptstrecken im Revier noch zu chaotischen Verhältnissen gekommen war. So hatte die Bahn einstöckige S-Bahnen eingesetzt, wo sonst doppelstöckige Regionalexpresse fuhren.
Der Wintereinbruch kostet die Wirtschaft bis zu drei Milliarden Euro, fürchtet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Über Weihnachten kündigen die Wetterdienste neue Kälte und Schnee an.