Berlin. Weidel lebt mit Sarah Bossard in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Was sie über Politik denkt– und was sie in einem Berliner Szene-Club macht.

Die öffentliche und die private Alice Weidel: Das scheinen zwei verschiedene Dinge, die die AfD-Chefin in ihren öffentlichen Reden strikt zu trennen verstand. Nur selten thematisierte sie, dass sie mir einer Frau zusammen lebt. Stattdessen bestritt sie einmal in einem Interview vehement, queer zu sein. Dennoch ist ihr Privatleben kein Geheimnis – und ihre Partnerin längst keine Unbekannte mehr. Aber wer ist die Frau, die an der Seite einer Politikerin weilt, die einer in Teilen rechtsradikalen Partei vorsteht?

Sarah Bossards Stammdaten sind schnell erzählt: Die 43-Jährige kommt gebürtig aus Sri Lanka und wurde im Alter von vier Monaten von einem Pfarrerehepaar adoptiert, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ in einem Porträt über Weidel erwähnt. In ihrer Jugend tanzte sie Breakdance, berichtet der Schweizer „Tages-Anzeiger“. Beruflich entschied sie sich dann aber für eine Karriere beim Film: Laut ihrer Webseite besuchte sie in Los Angeles eine Filmschule, bevor sie auf dem deutschsprachigen Markt als Produzentin Fuß fasste. In ihrer Vita finden sich Filme wie „Papa Moll“ oder „Die Göttliche Ordnung“, in der sie die Produktionsleitung übernahm.

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Sarah Bossard: Was über Wohnort und Kinder bekannt ist

„Meine Schweizer Partnerin arbeitet in der Schweiz, weswegen es völlig normal ist, dass ich dort einen Zweitwohnsitz habe“, hatte Weidel kurz vor der Bundestagswahl 2017 die Flucht nach vorne angetreten und sich als homosexuell geoutet. Bis 2019 hatten Bossard und Weidel im schweizerischen Biel, nördlich von Bern gelebt. Ein Nachbar von damals beschreibt Weidels Frau in der ZDF-Doku „Alice Weidel – Ein Porträt“ als humorvoll.

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Meine schwerste Entscheidung

Doch die politische Karriere Weidels, mit der Bossard in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt, zwang die beiden mitsamt Nachwuchs zum Umzug. Seit 2019 wohnt die Familie in Einsiedeln, südlich von Zürich. In der schweizerischen Hauptstadt ist auch der Sitz von Bossards Firma „Kopernikus Films“.

Biel liegt auf der Sprachgrenze innerhalb der Schweiz. Die Stadt gilt als weltoffen und multikulturell. Gegenüber der „Weltwoche“ hatte Weidel einmal angegeben, dort aufgrund ihres Engagements geächtet worden zu werden. Es habe Unterschriftenaktionen und Lichterketten gegen sie gegeben. Für den Umzug sei letztlich ausschlaggebend gewesen, „dass unser ältester Sohn (...) plötzlich niemanden mehr zum Spielen hatte am Nachmittag“. Der Junge ist eines von zwei Kindern, die Weidel und Bossard gemeinsam großziehen. Laut „NZZ“ haben sie unterschiedliche Väter, deren Identität bekannt sei.

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Alice Weidel: Partnerin postet Bilder aus Berliner Szene-Club

Obwohl Bossard mit Weidel eine polarisierende Politikerin an ihrer Seite hat, macht sie aus ihrem Privatleben kein Geheimnis. Auf ihrem Instagram-Profil gewährt sie Einblicke: Sie posiert mit einer Axt im Wasser eines zugefrorenen Sees oder in Sportklamotten beim Bergsteigen. Auffällig ist Bossards Leidenschaft für Clubbesuche. Immer wieder teilt sie Videos, in denen sie zu Techno-Beats tanzt – zuletzt vor einigen Monaten im Berliner Szene-Club Ritter Butzke.

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Nicht häufig, aber immer wieder taucht auch Weidel in ihrem Instagram-Feed auf. Etwa unter dem Hashtag „Cardancing“, bei dem beide Frauen in einem Auto tanzen. Auffällig ist auch ein Post, in dem Weidel und Bossard, schick in Sakkos gekleidet, vertraut posieren. „Auf 17 Jahre durchs Leben gehen, auf viele Streits (sic!) und viele Lösungen, auf viel viel (sic!) Lachen, noch mehr tanzen (sic!) und laute Musik, auf gutes Essen, aufs Aufräumen jeden Tag und auf die Berge von Wäsche“, kommentierte Bossard.

Weidel über Bossard: „Sarah, ich liebe dich“

Weidel hatte sich zwar vor Jahren geoutet – ihr Privatleben allerdings selten thematisiert. Kurz vor Bossards Liebesbekenntnis via Instagram hatte sie sich aber für einen Strategiewechsel entschieden: „Sarah, ich liebe dich“, hatte die AfD-Chefin laut „Tages-Anzeiger“ unerwartet bei einer Veranstaltung im Kongresshaus in Zürich gerufen. Der Liebeserklärung fügte sie hinzu: „Wir können nicht mehr spontan ins Restaurant gehen, ohne Angst zu haben, dass ich eins über die Rübe kriege.“

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Alice Weidel und Sarah Bossard sichtlich vertraut bei einer Veranstaltung in Zürich. © picture alliance/KEYSTONE | Michael Buholzer

Ob sich neben der Liebe auch die politischen Einstellungen beider Frauen decken, ist nicht bekannt. Weidel betonte zwar, dass für sie bei einer Familie die Kinder im Vordergrund stünden. Im Wahlprogramm steht allerdings: „Die Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, ist die Keimzelle der Gesellschaft.“

Eine Schweizer Kampagne gegen die Ehe für alle hatte Bossard 2021 hingegen im Interview mit dem „Tages-Anzeiger“ als „geschmacklos“ bezeichnet, die „an unserer Lebenswirklichkeit“ völlig vorbeigeht. „Jeder soll doch nach seiner Fasson glücklich sein“, so die Filmemacherin. Den Eindruck, dass die Forderung nach der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Ehen eher aus dem linken politischen Spektrum käme, verneint sie allerdings indirekt: „(...) Es gibt doch viele, die nicht laut und progressiv sind, sondern einfach nur ihr Leben leben und in Ruhe gelassen werden wollen.“