Düsseldorf. Vor 50 Jahren wurde NRW neu gegliedert, seit 2012 können Autofahrer wieder Altkennzeichen beantragen. So viele gibt‘s davon in NRW.
Genau 50 Jahre nach der umstrittenen kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen erfreuen sich zahlreiche sogenannte „Altkennzeichen“ bei Autofahrern neuer Beliebtheit.
Von 40 Nummernschildern, die im Zuge der Gebietsreform 1975 weggefallen waren, seien inzwischen 27 Altkennzeichen wieder eingeführt worden, erklärte das NRW-Verkehrsministerium auf Anfrage unserer Redaktion. Die Liste reicht mittlerweile von AH für Ahaus bis WIT für Witten.
Die Zahlen der jeweils ausgegebenen Altkennzeichen werden vom Land nicht mehr zentral erfasst, so dass sich eine Beliebtheitsrangliste nur durch Abfrage bei jeder einzelnen Zulassungsstelle erstellen ließe.
Bei der letzten Erfassung vor einigen Jahren waren bereits rund 900.000 Fahrzeuge mit Altkennzeichen in NRW unterwegs. Als besonders beliebt gelten AH (Ahaus) und BOH (Bocholt) im Kreis Borken, WIT (Witten) im Ennepe-Ruhr-Kreis, WAT (Wattenscheid) in Bochum, WAN (Wanne) in Herne, DIN (Dinslaken) und MO (Moers) im Kreis Wesel, GLA (Gladbeck) und CAS (Castrop-Rauxel) im Kreis Recklinghausen sowie KK (Kempen-Krefeld) im Kreis Viersen.
Seit 2012 werden Altkennzeichen in NRW wieder rege bestellt
Ob weitere Städte und Stadtteile, die bis heute an der Bewältigung der Gebietsreform 1975 arbeiten, ihre historischen Nummernschilder wieder einführen wollen, ist unklar. „Uns liegen derzeit keine Anträge von Kommunen auf weitere Altkennzeichen vor“, erklärte das NRW-Verkehrsministerium.
Seit 2012 kann die Landesregierung beim Bundesverkehrsministerium die Wiederzuteilung von Altkennzeichen beantragen, wenn die Kreise und kreisfreien Städte dies für ihren Verwaltungsbezirk beschließen. Davon wurde rege Gebrauch gemacht. Bundesweit sind weit über 300 frühere Nummernschilder wieder auf den Straßen zu sehen.
Limousine mit BOH: Auch Ministerpräsident Wüst nutzt Altkennzeichen
Auch der heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Wiedereinführung der historischen Nummernschilder in seiner Zeit als NRW-Verkehrsminister aktiv beworben: „Die Altkennzeichen sind Ausdruck von Heimatverbundenheit“, sagte er damals. Eine seiner Regierungslimousinen lässt der aus Rhede stammende Wüst bis heute mit „BOH“ fahren – dem Kürzel der Nachbarstadt Bocholt.
Bislang bleibt die Ausgabe zusätzlicher Regionalkennzeichen jedoch auf die Ausgabe von Buchstabenfolgen beschränkt, die es schon einmal gab. Zuletzt hatte der Forscher Ralf Borchert von der Hochschule Heilbronn gefordert, noch einen Schritt weiterzugehen. So solle allen 320 Städten und Gemeinden in Deutschland mit mehr als 20.000 Einwohnern die Möglichkeit eingeräumt werden, ein eigenes Kennzeichen zu führen. Das sei für lokales Bewusstsein und Marketing hilfreich.