Washington/Ottawa. In den USA treten Zölle für Produkte aus Mexiko, Kanada und China in Kraft. Präsident Trump erneuerte auch seine Drohungen gegenüber der EU.

Ab Samstag sollen in den USA erhöhte Einfuhrzölle für Waren aus Mexiko und Kanada gelten, sagte Regierungssprecherin Karoline Leavitt im Weißen Haus. US-Präsident Donald Trump hatte damit gedroht, Importe aus den beiden Nachbarstaaten mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent zu belegen. Er wirft den Nachbarländern, mit denen die USA ein Freihandelsabkommen haben, vor, die illegale Einwanderung und den Drogenschmuggel in die USA nicht einzudämmen. Für Waren aus China sind den Plänen nach 10 Prozent Zoll geplant.

Die Zölle treffen die drei wichtigsten Handelspartner (siehe Zahlen weiter unten) und könnten direkte Auswirkungen auf die Bevölkerung haben. Wenn Unternehmen in den USA Waren aus anderen Ländern importieren, zahlen sie die Zölle an die Regierung. Diese Aufschläge reichen Unternehmen in der Regel an ausländische Lieferanten sowie inländische Verbraucher weiter. Sprich: Produkte aus Mexiko, China und Kanada könnten für Amerikaner teurer werden.

Trudeau: sind bereit zur „sorfortigen Reaktion“

Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau drohte den USA mit Gegenmaßnahmen. „Wir arbeiten hart daran, diese Zölle zu verhindern, aber wenn die Vereinigten Staaten voranschreiten, ist Kanada mit einer energischen und sofortigen Reaktion bereit“, schrieb er auf der Plattform X/Twitter. „Niemand – auf beiden Seiten der Grenze – möchte amerikanische Zölle auf kanadische Waren sehen.“

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Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hatte sich in dieser Woche noch zuversichtlich gezeigt, dass der Handelskonflikt in laufenden Gesprächen mit den USA noch abgewendet werden kann. Danach sieht es inzwischen nicht mehr aus: Die Länder könnten „nichts“ tun, um die Zölle zu verhindern, sagte der US-Präsident am Freitag. 

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum war zuletzt noch zuversichtlich, zu einer Einigung mit den USA zu kommen.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum war zuletzt noch zuversichtlich, zu einer Einigung mit den USA zu kommen. © AFP | ALFREDO ESTRELLA

Reaktionen der beiden Handelspartner könnten auch den USA schaden – der Schock wäre Wirtschaftsexperten zufolge aber bei weitem nicht so groß wie bei den nördlichen und südlichen Nachbarn. „Kanada und Mexiko würden 3,6 Prozent beziehungsweise zwei Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts verlieren, während die USA einen Verlust von 0,3 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts hinnehmen müssten“, erklärt Wendong Zhang, Assistenzprofessor an der Cornell University. Pauschale US-Zölle und die entsprechende Reaktion Ottawas könnten Kanada in diesem Jahr in eine Rezession stürzen, sagt auch Tony Stillo von Oxford Economics.

Zölle zielen auf die wichtigsten Handelspartner der USA

Mit den neuen Zöllen nimmt der US-Präsident die drei wichtigsten Handelspartner seines Landes ins Visier, wie aus Zahlen der Weltbank hervorgeht:

Güterimporte aus den fünf wichtigsten Handelspartnern. Anteil am Gesamthandelsvolumen von 3,4 Billionen Dollar (2017 bis 2021):

  • China: 17,1 Prozent, (Volumen in Dollar: 575,7 Mrd.)
  • Mexiko: 13,6 Prozent, (459,2 Mrd.)
  • Kanada: 13,2 Prozent (446,6 Mrd.)
  • Japan: 4,6 Prozent (154,4 Mrd.)
  • Deutschland: 4,5 Prozent (150,4 Mrd.)

Güterexporte zu den fünf wichtigsten Handelspartnern. Anteil am Gesamthandelsvolumen von 2,1 Billionen Dollar (2017 bis 2021):

  • Kanada: 17,2 Prozent (Volumen in Dollar: 354,9 Mrd. Dollar)
  • Mexiko: 15,7 Prozent (324,4 Mrd.)
  • China: 7,5 Prozent (153,8 Mrd.)
  • Japan: 3,9 Prozent (80,3 Mrd.)
  • Vereinigtes Königreich: 3,8 Prozent (77,3 Mrd.)

Angaben gerundet

Was steckt dahinter?

Trump hatte bereits im Wahlkampf weitreichende Zölle angekündigt. Er argumentiert, dass US-Firmen dann wieder stärker in den USA produzierten und damit Arbeitsplätze geschaffen würden. 

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Experten gehen davon aus, dass die Drohungen vor allem Verhandlungsmasse in den schon geplanten Neuverhandlungen des Nafta-Handelsabkommen aufbauen soll. Nafta ist ein Freihandelsabkommen zwischen Kanada, den USA und Mexiko, das 1994 abgeschlossen wurde und alle Zölle beendete. In seiner ersten Amtszeit hatte Donald Trump das Abkommen aufgekündigt und neu verhandelt.

Drohung gegen EU-Staaten erneuert

Am Freitag erneuerte der amerikanische Präsident auch seine Drohungen gegenüber der EU.  „Ob ich Zölle gegen die Europäische Union erheben werde? (...) Absolut“, sagte Trump am Freitag im Weißen Haus vor Journalisten. „Die Europäische Union hat uns furchtbar behandelt“, argumentierte der Präsident. „Sie nehmen unsere Autos nicht, sie nehmen unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, im Grunde nehmen sie fast nichts.“

US-Präsident Donald Trump am Freitag im Oval Office.
US-Präsident Donald Trump am Freitag im Oval Office. © Getty Images via AFP | Chip Somodevilla

Es ist Trump seit langem ein Dorn im Auge, dass europäische Unternehmen deutlich mehr Waren in den USA verkaufen als amerikanische Unternehmen in der EU. Zahlen der Weltbank zufolge importierten die USA zwischen 2017 und 2021 Waren im Wert von 526,2 Mrd. Dollar. Die EU-Staaten importierten amerikanische Güter im Wert von lediglich 372,9 Mrd. Dollar. „Wir werden etwas sehr Beträchtliches mit der Europäischen Union unternehmen“, kündigte der US-Präsident an – ohne jedoch Details zu nennen. 

Weitere Pläne: Zölle auf Chips, Öl, Gas

Und damit nicht genug. Trump sprach am Freitag von weiteren Zöllen auf Computerchips, Öl und Gas: „Das wird ziemlich bald passieren.“ Als möglichen Termin nannte er den 18. Februar. Der US-Präsident kündigte zudem „viele Zölle auf Stahl“ sowie auf Medikamente und Kupfer an.

Am Donnerstag hatte Trump noch von möglichen Ausnahmen für Rohöl bei den Importzöllen gesprochen. Nach Angaben des Congressional Research Service liefern Mexiko und vor allem Kanada mehr als 70 Prozent der US-Rohölimporte. Schweröl aus Kanada werde den USA raffiniert und sei dort „nur schwer zu ersetzen“, sagt Tony Stillo von Oxford Economics.