Rom. Irreführende Rezensionen als Problem: Italien will mit neuen Regelungen für mehr Transparenz und Fairness bei Online-Bewertungen sorgen.

Produkte, Dienstleistungen, Arbeitgeber – online kann viel bewertet werden. Sternchen und Kommentare sollen verraten, was einen erwartet. Doch nicht alle Bewertungen sind echt. Italien sagt jetzt falschen Online-Bewertungen den Kampf an. Wer eine Online-Bewertung schreibt, muss künftig klar identifizierbar sein. Nur Verbraucher, die ihre Identität und die tatsächliche Nutzung einer Dienstleistung oder eines Produkts nachweisen, können eine Bewertung abgeben, geht aus einem Beschluss der Regierung in Rom hervor.

Die bewerteten Einrichtungen haben das Recht, auf die Rezensionen zu antworten und die Löschung derjenigen zu verlangen, die falsch, irreführend, unwahr oder übertrieben, oder älter als zwei Jahre sind, oder sich auf veränderte Situationen beziehen. Das neue Gesetz, das vom Kabinett beschlossen wurde und jetzt dem Parlament in Rom vorliegt, verbietet den Kauf und Verkauf von Bewertungen, auch zwischen Unternehmern und Vermittlern.

„Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Legalität, Transparenz und Gerechtigkeit. Für kleine und mittlere Unternehmen des Tourismussektors, für Restaurants oder Hotels können falsche Bewertungen über Leben und Tod entscheiden. Heute kann man Pakete mit Bewertungen kaufen, die absolut falsch, oder irreführend sind“, so die italienische Tourismusministerin Daniela Santanchè.

Verleumdung in Facebook-Rezensionen: 5000 Euro Strafe für 50-Jährigen

Die italienische Vereinigung der Bar- und Restaurantbetreiber (FIPE) und der Hotelierverband Federalberghi begrüßen das harte Durchgreifen der Regierung in Sachen Bewertungen. „Gefälschte und unwahre Bewertungen richten wirtschaftlichen Schaden an und beeinträchtigen unverschuldet das Vertrauen der Gäste in unsere Betriebe“, betont der Südtiroler Manfred Pinzger, Vizepräsident des italienischen Handelsverbands Confcommercio. Die Regierungsmaßnahme sei somit ein wichtiger Schritt, um mehr Transparenz und Fairness bei den Online-Bewertungen zu gewährleisten. „Der Regierungsbeschluss sichert auch das Recht auf Gegendarstellung zu und räumt die Möglichkeit ein, unwahre und beleidigende Bewertungen entfernen zu lassen. Wir unterstützen Systeme, welche eine transparente und authentische Information sicherstellen“, so Pinzger.

Nur Verbraucher, die ihre Identität und die tatsächliche Nutzung einer Dienstleistung oder eines Produkts nachweisen, dürfen in Italien künftig eine Online-Bewertung abgeben.
Nur Verbraucher, die ihre Identität und die tatsächliche Nutzung einer Dienstleistung oder eines Produkts nachweisen, dürfen in Italien künftig eine Online-Bewertung abgeben. © dpa | Fernando Gutierrez-Juarez

Ein 50-Jähriger aus Brixen ist kürzlich wegen erschwerter Verleumdung im Internet am Bozner Landesgericht zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro verurteilt worden. Nach einem Monat Arbeit in einem renommierten Hotel im Eisacktal war dem Mann der Vertrag nicht verlängert worden. Daraufhin hinterließ er drei negative Rezensionen auf der Facebook-Seite des Hotels und auf Tripadvisor. In diesen Bewertungen kritisierte er die Eigentümer des Betriebs und seinen ehemaligen Kollegen. Dies hatte zur Anzeige gegen ihn geführt.

Auch der US-Konzern Amazon hat Probleme mit falschen Bewertungen. So hatte der E-Commerce-Koloss im vergangenen März vor einem Mailänder Gericht einen Prozess gegen das Internet-Portal Realreviews.it gewonnen, das potenziellen Rezensenten eine vollständige Rückerstattung für gekaufte Produkte anbot, wenn sie eine Fünf-Sterne-Rezension veröffentlichten. Das Urteil führte zur sofortigen Schließung von Realreviews.it und verbot seinem Betreiber, in Zukunft ähnliche Aktivitäten durchzuführen.

Die von Amazon in Italien angestrengte Klage ist Teil eines verstärkten Engagements zur Bekämpfung gefälschter Bewertungen weltweit. 2023 ging Amazon gegen 44 Portale in Europa vor und reichte neun Klagen in Spanien, Deutschland und Frankreich ein.