Düsseldorf/Essen. Der Kanzlerkandidat der Union verstört mit einer Absage an ein zentrales Wirtschaftsprojekt in NRW - Land und IG Metall auf der Zinne.
Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat Zweifel an einer Zukunft mit grüner Stahlproduktion geäußert und damit die schwarz-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen gegen sich aufgebracht.
„Die Zukunft des Stahlstandortes Nordrhein-Westfalen im Herzen Europas ist klimaneutral, weil wir nur so im globalen Wettbewerb bestehen können“, stellte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur klar. Die Stellvertreterin von Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte ThyssenKrupp die größte Einzelförderung der Landesgeschichte in Höhe von 700 Millionen Euro verschafft, um zusammen mit Milliardensubventionen des Bundes in Duisburg die erste Direktreduktionsanlage für grüne Stahlproduktion bauen zu lassen.
Merz‘ Parteifreund Wüst fördert grünen Stahl mit Hunderten von Millionen Euro
Steht dieses Riesenprojekt nun wieder in Frage, wenn Wüsts Parteichef nach der Bundestagswahl am 23. Februar im Kanzleramt einziehen sollte? „Friedrich Merz wäre gut beraten gewesen, sich mit alledem auseinanderzusetzen und die Perspektive der Beschäftigten und der Unternehmen ernst zu nehmen“, kritisierte Neubaur den CDU-Chef.
Merz hatte am Montag in Bochum bei einer Betriebsrätekonferenz des CDU-Arbeitnehmerflügels CDA gesagt: „Ich glaube persönlich nicht daran, dass der schnelle Wechsel hin zum wasserstoffbetriebenen Stahlwerk erfolgreich sein wird. Wo soll der Wasserstoff denn herkommen? Den haben wir nicht. Und wenn wir das mit Wasserstoff machen, dann ist die Tonne Stahl immer noch mindestens 300 Euro teurer, als wenn sie bisher konventionell erzeugt wird.“
IG Metall geht auf Konfrontationskurs mit Merz
Neubaur hielt am Dienstag dagegen: Man sei europaweit unterwegs, um neue Bezugsquellen für grünen Wasserstoff zu erschließen und grenzübergreifend Pipelinestrukturen für dessen Transport auszubauen. Auch die IG Metall kritisierte Merz scharf: „Wer nicht an grünen Stahl glaubt, befördert das Ende der Stahlindustrie in Deutschland – mit fatalen Wirkungen weit über die Branche hinaus. Wir würden Zehntausende Arbeitsplätze verlieren und uns bei einem der wichtigsten Grundstoffe in eine gefährliche Abhängigkeit vor allem von China begeben“, erklärte Gewerkschafts-Vize Jürgen Kerner.
Die SPD-Landesvorsitzende Sarah Philipp nannte Merz‘ Aussagen „brandgefährlich für den nordrhein-westfälischen Industriestandort“. Sie warf Merz vor, nicht zu verstehen, dass ThyssenKrupp als größter Arbeitgeber der Region im Rennen mit Billigkonkurrenz nur eine Zukunft mit hochwertigem grünem Stahl habe: „Sein wirtschaftspolitisches Gestern ist die Abrissbirne für eine Industrie von morgen, gerade im Ruhrgebiet.“