Düsseldorf. NRW ist bundesweit Spitzenreiter beim Windkraftausbau. Statistiken zeigen: Die Anlagen entstehen nur in bestimmten Kreisen und Städten.

Nordrhein-Westfalen hat beim Windkraftausbau in Deutschland die Spitzenposition übernommen. Nach einer Auswertung der Fachagentur Wind und Solar sind in NRW im vergangenen Jahr 154 Windräder mit einer Leistung von 748 Megawatt (MW) neu in Betrieb genommen worden. Obwohl zeitgleich 117 ältere und kleinere Anlagen stillgelegt wurden, betrug damit der Nettozuwachs 626 MW.

Damit lag NRW sogar noch vor den nördlichen „Wind-Ländern“ Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Zugleich wurden Genehmigungen für rund 680 neue Windenergieanlagen mit über 4000 MW Leistung erteilt. „Das ist definitiv ein Erfolg“, sagte Maximilian Feldes, Geschäftsführer des Landesverbandes für Erneuerbare Energien (LEE). Genehmigungen allein erzeugten zwar „noch keine Kilowattstunden“, aber die Vorzeichen stimmten zuversichtlich. Oft werden Genehmigungen von Anwohnern oder Artenschützern beklagt.

CDU und Grüne hatten in ihrem Koalitionsvertrag versprochen, innerhalb von fünf Jahren 1000 Windräder „zusätzlich“ in NRW zu schaffen. Obwohl ein Netto-Zubau in dieser Größenordnung von Anfang an unrealistisch erschien, wäre die Branche schon froh, wenn sich annähernd 1000 „neue“ leistungsstarke Anlagen bis 2027 realisieren ließen. Die meisten neuen Windräder wurden im Kreis Paderborn errichtet, wo 25 Anlagen gebaut wurden, im Kreis Warendorf waren es 13, im Hochsauerlandkreis, im Kreis Minden-Lübbecke, im Kreis Borken und im Rhein-Erft-Kreis jeweils elf. Es folgte der Kreis Kleve mit zehn Windrädern. Die einzige Stadt mit einem nennenswerten Zubau war Hagen mit vier neuen Anlagen.

Neue Windvorranggebiete sollen Ausbau in NRW konzentrieren

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) lobte die zuständigen Kommunen und Kreise: „Die Genehmigungen sind die Meilensteine beim Ausbau der Windenergie auf dem Weg zur Klimaneutralität.“ Allerdings hatte die Entscheidung der schwarz-grünen Landesregierung, planungsrechtliche Genehmigungen bis zur Einrichtung von NRW-weit konzentrierten „Windvorranggebieten“ zurückzustellen, für erhebliche Turbulenzen gesorgt.

Mit den Vorranggebieten soll ein weiterer Wildwuchs an Windstandorten verhindert werden. Das Oberverwaltungsgericht kassierte diese Genehmigungsbremse wieder, so dass es an einzelnen Standorten zu Verunsicherung kam. Dutzende Windrad-Vorhaben wurden zurückgesellt. Die SPD-Opposition im Landtag spricht von „Planungschaos“.

Große moderne Windräder drehen sich langsamer

Der Geschäftsführer des Energieunternehmens Westfalenwind, Andreas Düser, machte am Freitag deutlich, dass die aktuell diskutierten Regionalplanentwürfe für die neuen Windvorranggebiete nachgebessert werden müssten. So dürfe es keine nennenswerten Höhenbegrenzungen für moderne Anlagen geben. Kleinere Windräder rechneten sich nicht mehr, der Trend gehe in Richtung 250 Meter-Windrad. Diese würden sogar positiver aufgenommen, weil sie sich langsamer drehten.

Im Regierungsbezirk Detmold ist derweil umstritten, dass sich Windvorranggebiete zu 90 Prozent auf die Kreise Höxter und Paderborn konzentrieren sollen. In Ostwestfalen und im Regierungsbezirks Arnsberg wolle man „durch die Hintertür“ einen 1000-Meter-Mindestabstand zwischen Windenergieanlagen und Wohnsiedlungen wiedereinführen, den der Landtag erst 2023 abgeschafft hatte, klagt der LEE. Für das Münsterland wiederum seien viele ungeeignete Flächen ausgewiesen worden.