Düsseldorf. Vernehmung durchführen, Protokoll ausdrucken und unterschreiben lassen: Was bisher zwingend mit Papier verbunden war, wird bei der Polizei jetzt digital.

Eine Vernehmungs-App soll die Arbeit der Polizei in NRW künftig erheblich vereinfachen. 2500 Tablets werden ab Februar an alle Polizeibehörden in NRW verteilt. Sie sind unter anderem mit einer App ausgerüstet, mit dem Vernehmungen mobil an jedem Ort durchgeführt werden können.

Die Technik ist nach Angaben des zuständigen Landesamtes für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) für die Kriminalpolizei und die Verkehrskommissariate gedacht. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte dazu: „Die Polizei in Nordrhein-Westfalen muss für die zukünftigen Herausforderungen gewappnet sein. Deswegen stecken wir jedes Jahr viel Arbeit und Geld in die Digitalisierung und in den Bürokratieabbau. Wir wollen noch bürgerfreundlicher werden und die Arbeit für die Polizistinnen und Polizisten vereinfachen.“ Lesen Sie auch: „Kripo von der Pike auf“: NRW-Polizei reformiert Ausbildung

Polizei in NRW: Ermittler können erstmals auch mobil vernehmen

Die Ermittler bekämen mit der App zusätzlich zur klassischen Bürovernehmung die Möglichkeit, Vernehmungen von erwachsenen Tatverdächtigen, Opfern oder Zeugen unabhängig von ihrem Arbeitsplatz an jedem beliebigen Ort durchzuführen - beispielsweise in einem Gefängnis, Krankenhaus oder direkt am Tatort. Die App sei datenschutz- und rechtskonform, im Anschluss unterzeichneten die Betroffenen ihre Vernehmungen digital.

„Ein erneutes Erscheinen bei der Polizei oder ein weiteres Aufsuchen von beispielsweise Verletzten im Krankenhaus ist somit nicht mehr notwendig“, sagte ein LZPD-Sprecher.

iPad, Apple-Pen und externe Tastatur sind die Ausrüstung zur mobilen Vernehmung

Das landesweite Ausrollen soll im Februar starten. Die 47 Kreispolizeibehörden erhalten die Tablets je nach personeller Stärke und Aufteilung, erklärte ein Sprecher der Zentralen Polizeilichen Dienste (ZLPD), die für die Beschaffung zuständigen Behörde mit Sitz in Duisburg.

Konkret handelt es sich um iPad-Tablets, die mit externer Tastatur und elektronische Schreibstift (Apple-Pen) ausgestattet sind. Vernehmungsprotokolle können damit mobil erstellt und vor Ort per E-Stift unterschrieben werden. So unterzeichnete Dokumente werden dann online ins Dienstsystem der Polizei übermittelt, erklärte der ZLPD-Sprecher auf Anfrage: „Das Ausdrucken entfällt!“. Auch interessant: NRW-Polizei bekommt neue iPhones - altes Modell nicht sicher

Die App erspare der Polizei mehrere Arbeitsschritte “und vermeidet die bisherigen Medien-Brüche“, sagte der Sprecher; Bis dato kann die Polizei zwar bereits auch extern Vernehmungen durchführen, musste aber dann erst im Büro das entsprechende Protokoll erstellen, ausdrucken und dem Vernommenen zur Unterschrift vorlegen. Lesen Sie auch: Zeugenaussage per Video: NRW-Polizei vernimmt bald online

Vernehmungs-App macht Polizeiarbeit auch bürgerfreundlicher

Seit September werde die App bereits in Aachen, Düren und beim Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf getestet. Im Polizeipräsidium in Aachen hebt man hervor, dass die App tatsächlich die polizeiliche Arbeit erleichtere, zudem auch bürgerfreundlich sei, weil sie im Fall des Falles zum Beispiel den Weg zu einer Polizeibehörde ersparen helfe, indem Polizeibeamte Befragungen und Vernehmungen vor Ort zum Beispiel bei Zeugen oder Opfern durchführen und gerichtsfest protokollieren könnten.

Ein Sprecher hob auf Nachfrage noch einen Vorteil hervor: „Je weniger Zeit zwischen Straftat und Vernehmung verstreicht, desto besser ist das für das Erinnerungsvermögen, etwa von Zeugen“: Mitunter würden bis dato einige Wochen verstreichen, bis ein Termin gefunden ist, zu dem dann eine Vernehmung in der jeweiligen Polizeibehörde erfolge.

App ist Zwischenschritt auf dem Weg zur Elektronischen Akte

In Zukunft ist laut LZPD auch geplant, dass die App für die Vernehmung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden kann. Gerade traumatisierten Kindern könne so ermöglicht werden, sich in einer für sie sicheren und vertrauten Umgebung zu öffnen. Auch interessant: Silvester in NRW: Viele Einsätze - aber weitgehend friedlich

Technisch ist die App auch ein Schritt hin zur Elektronischen Akte bei Behörden. Ab Januar 2026 muss diese E-Akte etwa in den Polizei- und Justiz-Behörden umgesetzt sein - bundesweit.

(dpa/dae)