Essen. Der CSU-Chef treibt die CDU mit Kanzlerkandidat Merz gern vor sich her. Eine Koalition mit den Grünen wollen beide nicht - vorerst.

Eigentlich liegt der Ball für die Union im begonnenen Wahlkampf auf dem Elfmeterpunkt, sie muss nur noch verwandeln. Die Frontmänner von SPD, Grünen und FDP, Scholz, Habeck und Lindner, führen ihre Parteien trotz ihres individuellen und gemeinsamen Versagens in der Ampelkoalition erneut in den Bundestagswahlkampf, während CDU und CSU unbelastet vom Regierungsmurks der vergangenen drei Jahre auftrumpfen könnten.

Abhängig von einem Koalitionspartner

Die Unionsparteien müssten nur einen klaren Plan haben, diesen vernünftig vermitteln, dabei geschlossen auftreten – und die künftigen Machtoptionen im Blick behalten. Wobei wir bei den beiden größten Herausforderungen wären. Scholz und/oder Habeck und/oder Lindner werden als mögliche Koalitionspartner gebraucht, obwohl sie, jeweils in ihren Verantwortungsbereichen, drei Jahre gezeigt haben, dass sie es nicht können.

Noch schwieriger dürfte es für die CDU aber sein, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder einigermaßen in der Spur zu halten. Es ist immer wieder bemerkenswert und in gewisser Weise faszinierend, wie eine kleine Regionalpartei CSU, deren bundesweiter Stimmenanteil bei der Bundestagswahl 2021 knapp über der Fünf-Prozent-Hürde lag, die große Schwesterpartei und deren Kanzlerkandidaten vor sich hertreibt. Mit Schrecken erinnern sich viele CDU-Mitglieder daran, dass Söder am Scheitern Armin Laschets, neben dessen individuellen Fehlern, maßgeblich beteiligt war.

Druck auf Friedrich Merz bleibt hoch

Das kategorische Nein Söders zu einer möglichen Koalition mit den Grünen ließ kürzlich erneut aufhorchen und erinnerte die Christdemokraten mit Schrecken an den vergangenen Wahlkampf. Jetzt haben CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und Söder Gemeinsamkeit demonstriert. Der Druck auf Merz, dessen Umfragewerte ohnehin überschaubar sind, bleibt aber hoch. Sollte er kein gemeinsames und vor allem verlässliches Vorgehen mit Söder finden, könnten die Querschüsse aus Bayern zum zweiten Mal dazu beitragen, einen Kanzler aus der Union zu verhindern.

Das ist rational zwar kaum erklärbar, aber dennoch realistisch. Deshalb bleibt eine zentrale Herausforderung der CDU bis zur Wahl am 23. Februar: Wie fangen wir den Söder ein?