Fünf Jahre nach dem verheerenden Brand ist die Kathedrale wiedereröffnet. Zuvor trafen sich Trump, Macron und Selenskyj im Elysee zu Gesprächen.
Die 2019 bei einem Brand schwer beschädigte Kathedrale Notre-Dame ist am Samstagabend feierlich wiedereröffnet worden. Die Türen des frisch restaurierten gotischen Bauwerks öffneten sich am Samstagabend. Der Pariser Erzbischof Laurent Ulrich hatte zuvor nach katholischem Ritus dreimal mit dem Bischofsstab an das Hauptportal geklopft, worauf der Chor von Notre-Dame mit einem Psalmgesang antwortete.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete Notre-Dame als „Sinnbild der Nation“. Ihre Restaurierung innerhalb von fünf Jahren habe bewiesen, wozu Frankreich in der Lage sei, sagte Macron am Samstagabend in seiner Ansprache im Inneren der Kathedrale. „Wir haben wiederentdeckt, wozu große Nationen in der Lage sind: das Unmögliche zu schaffen.“
Wegen vorhergesagten Unwetters war die gesamte Eröffnungszeremonie in das Kircheninnere verlegt worden. „Diese Kathedrale ist ein glückliches Sinnbild dafür, was eine Nation sein kann und was die Welt sein sollte“, sagte Macron.
Zur Feier der Wiedereröffnung der gotischen Kirche waren etwa 3000 Gäste geladen. Zu ihnen zählten etwa 40 Staats- und Regierungschefs, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie der designierte US-Präsident Donald Trump.
Macron erschien als einer der Letzten. Er hatte zuvor im Pariser Elysée-Palast den designierten Trump bei dessen erster Auslandsreise seit dem Wahlsieg vor einem Monat getroffen. Macron empfing Trump am Samstagnachmittag mit der republikanischen Garde, einem Händeschütteln und einer kurzen Umarmung. Der frühere und künftige US-Präsident, der am 20. Januar erneut ins Weiße Haus einzieht, lobte zum Auftakt des Treffens seine „großartige Beziehungen“ zu Macron. Am Nachmittag trafen Trump und Macron den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj .
Mit Blick auf die zahlreichen Konflikte in aller Welt sagte Trump: „Es scheint, dass die Welt gerade ein bisschen verrückt wird und wir werden darüber sprechen.“ Macron sagte zur Begrüßung, es sei eine „große Ehre für das französische Volk“, Trump in Paris zu begrüßen.
Selenskyj bezeichnete das Treffen als gut und produktiv bezeichnet. „Präsident Trump ist, wie immer, resolut. Ich danke ihm dafür. Mein Dank gilt auch Emmanuel für die Organisation dieses wichtigen Treffens“, schrieb Selenskyj nach den Gesprächen im Élysée-Palast im Kurznachrichtendienst X.
„Wir alle wollen, dass dieser Krieg so schnell wie möglich und auf gerechte Weise beendet wird. Wir sprachen über unsere Menschen, die Lage auf dem Schlachtfeld und über einen gerechten Frieden für die Ukraine“, teilte Selenskyj auch bei Telegram mit. Sie hätten vereinbart, weiter zusammenzuarbeiten. „Frieden durch Stärke ist möglich“, meinte Selenskyj.
Trumps Besuch fällt mit einer innenpolitischen Krise in Frankreich zusammen, die auch Macron erheblich unter Druck setzt. Der französische Präsident rollte dem Republikaner den roten Teppich aus und nahm ihn mit einigem Pomp an seinem Amtssitz in Empfang – was für ein Treffen mit einem noch nicht vereidigten Kollegen ungewöhnlich ist. Die beiden schüttelten bei der Begrüßung mehrfach die Hände, umarmten sich und posierten für Fotos.
Macron sagte er, er sei sehr froh, Trump in Paris als Gast zu haben. „Es ist eine große Ehre für unser französisches Volk, Sie zu empfangen.“ Trump lobte die Beziehung zu Frankreich in seinen ersten Regierungsjahren. „Wir hatten eine gute Zeit zusammen, und wir hatten viel Erfolg, wirklich großen Erfolg“, sagte der Republikaner. „Es scheint so, als ob die Welt im Moment ein wenig verrückt spielt, und darüber werden wir sprechen“, schob er nach – wohl in Anspielung auf aktuelle internationale Krisen.
Während Trumps erster Amtszeit hatte sich Macron auffallend um eine gute Beziehung zu dem Republikaner bemüht – allen politischen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz. Dabei inszenierte sich der Franzose öffentlich als starker europäischer Gegenpart des wohl mächtigsten Mannes der Welt. Auch nach dessen Wiederwahl ist Macron nun vorn dabei, wenn es darum geht, sich mit Trump gut zu stellen.
Mögliches Treffen von Trump, Macron und Selenskyj
Für die Europäer steht durch Trumps Rückkehr an die Macht viel auf dem Spiel: etwa beim Handel, Klimaschutz oder mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Im Anschluss an das Treffen mit Trump wollte Macron nach Angaben der französischen Regierung auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Élysée-Palast empfangen. Offen war zunächst, ob sich auch Trump mit Selenskyj zusammensetzen könnte – oder die drei gemeinsam.
In der Ukraine ist die Angst groß, dass Trump nach seiner Vereidigung die US-Militärhilfe für das von Russland angegriffene Land drastisch zurückfahren und Kiew so eine Niederlage bescheren könnte. Noch sind die Vereinigten Staaten der wichtigste Unterstützer und größte Waffenlieferant der Ukraine. Auch in vielen EU-Staaten wird befürchtet, dass Trump eine unausgewogene Waffenstillstandsregelung durchsetzen könnte, die Russland und Kremlchef Wladimir Putin faktisch als Sieger des Angriffskriegs dastehen lassen könnte.
Trump brüstet sich regelmäßig mit seinen guten Kontakten zu Putin. Im Wahlkampf hatte er wiederholt behauptet, er könne den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden, möglichst noch vor seinem Amtsantritt. Wie, sagte er nicht.
Kathedrale Notre-Dame wird fünf Jahre nach Brand wiedereröffnet
Trump wollte sich in Paris am Rande der Notre-Dame-Eröffnung außerdem mit dem britischen Thronfolger Prinz William treffen. Unklar war zunächst, ob Trump den Besuch für separate Treffen mit anderen angereisten Staats- und Regierungschefs nutzen könnte. Der noch amtierende US-Präsident Joe Biden wurde bei der Notre-Dame-Wiedereröffnung nicht erwartet - stattdessen aber dessen Ehefrau, First Lady Jill Biden. Bei der Eröffnungsfeier am Samstagabend sind auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Prinz William, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie Staats- und Regierungschefs aus anderen Ländern dabei – darunter die Könige von Marokko und Jordanien, Mohammed VI. und Abdullah II..
So prachtvoll erstrahlt Notre-Dame nach dem Wiederaufbau
Die Kathedrale war bei einem Brand vor fünf Jahren schwer beschädigt und seither saniert worden. Für Macron ist die Wiedereröffnung des Pariser Wahrzeichens ein Höhepunkt seiner inzwischen siebenjährigen Amtszeit. Als der Präsident nach der Brandkatastrophe den Wiederaufbau von Notre-Dame binnen fünf Jahren versprach, hatten viele das für unmöglich gehalten. Bei der national bedeutenden Feier zur Wiedereröffnung auch gleich den künftigen US-Präsidenten zu empfangen, dürfte Macron als besonderen Coup verstehen.
Frankreich in tiefer innenpolitischen Krise
Trump traf nun aber mitten in einer politischen Krise in Frankreich ein, die auch Macron in die Bredouille bringt. Im Streit um einen Sparhaushalt stürzte die Opposition am Mittwochabend die Mitte-Rechts-Regierung des bisherigen Premierministers Michel Barnier. Teile der Opposition fordern seitdem auch Macrons Rücktritt. Nun will der Präsident im Eiltempo einen neuen Premier installieren, der mit den zerstrittenen Lagern im Parlament eine neue Regierung aufstellen muss.