Madrid. Der Wetterdienst hatte schon am Morgen roten Alarm für die Regionen ausgelöst. Doch wer hört schon auf den Wetterbericht?

Es ist eine der schlimmsten Flutkatastrophen der letzten Jahrzehnte. Auch Tage nach den sintflutartigen Regenfällen in der spanischen Mittelmeerregion Valencia steigt dort die Zahl der Toten weiter. Bis zum Sonntag wurden bereits weit mehr als 210 Todesopfer geborgen. Die meisten starben in ihren Autos.

Die betroffenen Menschen in Spanien werfen den Behörden vor, nicht rechtzeitig vor dem drohenden Unheil gewarnt zu haben. Die Regionalregierung Valencias, die höchste Autorität vor Ort, schickte erst zwölf Stunden nach Beginn der Regenflut eine Unwetterwarnung auf alle Handys – mit der Aufforderung, das Haus nicht zu verlassen. Dass es in Valencia verhängnisvolle Versäumnisse beim Katastrophenschutz gab, steht außer Frage. Vermutlich wird wieder ein Gericht klären müssen, warum man die Menschen nicht früher eindringlich warnte.

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Ralph Schulze berichtet als freier Korrespondent aus Spanien und Portugal. © privat | .

Wobei es zu einfach wäre, gleich alle Schuld beim Staat zu suchen: Denn jeder Bürger trägt auch persönliche Verantwortung für seine Sicherheit. Der Wetterdienst hatte schon am Morgen roten Alarm für die Provinz Valencia ausgelöst – die höchste von drei Warnstufen. Die Bürger sollten wegen extremer Unwettergefahr besser zu Hause bleiben, empfahlen die Meteorologen. Doch wer hört schon auf den Wetterbericht? 

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Das Gleiche gilt für alle wissenschaftlichen Mahnungen, dass die vom Menschen verursachte Erderwärmung, der Klimawandel, langsam, aber sicher zu einer Zunahme extremer Wetterlagen führt. Das macht sich bereits besonders stark im Mittelmeerraum bemerkbar, wo die Wassertemperatur des Meeres dieses Jahr eine Rekordtemperatur erreichte.

Im Prinzip weiß man das ja alles schon. Trotzdem fällt es schwer, eine konsequente Klimaschutzpolitik durchzusetzen. Es ist bitter, dass die Menschheit offenbar nur aus Katastrophen lernt. Aber es besteht die Hoffnung, dass aus dieser Jahrhunderttragödie endlich Lehren gezogen werden.

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