Berlin. Die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die erste Hürde genommen. Sie tut vielen weh – ist aber lebensnotwendig.
Karl Lauterbach war mal Mister Corona. Das ist lange her. Jetzt hat er einen neuen Job: Notfallsanitäter für die deutschen Kliniken. Die Diagnose in einem Satz: Zu viele Krankenhäuser liefern zu schlechte Qualität und kosten dabei zu viel. Mit anderen Worten: Es darf nicht sein, dass Kliniken aus purer finanzieller Not Patienten behandeln, die anderswo zigmal besser behandelt werden könnten. Lauterbachs Krankenhausreform soll das marode System der 1700 deutschen Kliniken vor dem Kollaps retten. Es ist eine Operation am offenen Herzen – und es ist noch längst nicht sicher, ob der Patient am Ende stabiler ist als vorher.
Lauterbach: Die nächste Hürde ist der Bundesrat
Am Donnerstag hat Lauterbachs Klinikreform eine wichtige Hürde genommen: Der Bundestag hat Ja gesagt. Die nächste Hürde ist der Bundesrat. Zwar müssen die Länder nicht zustimmen, sie können die Reform aber erstmal lahmlegen und in den Vermittlungsausschuss schieben. Ob sie da je wieder rauskommt – und was danach davon überbleibt – offen.
Um es ganz klar zu sagen: Eine Reform ist bitter nötig. Darin sind sich sogar Lauterbachs ärgste Kritiker einig. Jede weitere Verzögerung ist lebensgefährlich.
Klar ist auch: Nicht jede Klinik wird die Reform überleben. Die Versorgung auf dem Land muss sicher sein – in westdeutschen Großstädten aber gibt es an manchen Stellen zu viele kleine Kliniken, die alle dasselbe machen, und manches davon nicht besonders gut. Das kann sich heute niemand mehr leisten, weder finanziell noch ethisch. Lauterbachs Reform wird zu Schließungen führen. Dass das Ängste auslöst, ist klar. Doch ohne Reform wird das, was jetzt passiert, einfach so weitergehen: Es ist ein hochriskantes Durchwurschteln – auf Kosten der Patienten.