Berlin. Nach dem Hurrikan Helene gelten viele Elektroautos in den USA als brandgefährdet. Was Besitzer von Elektroautos daraus lernen können.
Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 225 km/h hat der Hurrikan Helene im Südosten der USA schwere Verwüstungen angerichtet. Besonders betroffen war North Carolina, wo der Sturm 25 Menschen das Leben kostete – die höchste Zahl an Todesopfern in diesem Bundesstaat seit Hurrikan Hugo 1989. Auch in Florida, Alabama, Georgia, South Carolina und Tennessee rief US-Präsident Joe Biden den Notstand aus, um Bundeshilfen zu aktivieren.
Nun warnen die Behörden in den betroffenen Gebieten vor einer neuen, weniger sichtbaren Gefahr: Elektroautos könnten in Brand geraten, wenn ihre Batterien mit dem salzhaltigen Wasser der Überflutungen in Kontakt kommen.
Gefahr durch Salzwasser: Elektroautos in Gefahr
Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hat diese Woche an alle Besitzer von Elektroautos appelliert, ihre Fahrzeuge in höher gelegene Gebiete zu bringen, um sie vor Überschwemmungen zu schützen. Der Grund: Salzwasser kann bei Elektrofahrzeugen Kurzschlüsse verursachen, die zu Bränden führen können. „Die sicherste Methode, einen Brand zu verhindern, ist, Elektroautos von stehendem Wasser fernzuhalten“, sagt DeSantis.
Die Gefahr ist nicht neu: Schon nach früheren Hurrikanen gab es ähnliche Vorfälle. Nach Hurrikan Ian im Jahr 2022 gingen in Florida 36 Elektroautos in Flammen auf, nachdem sie durch Salzwasser beschädigt worden waren. Auch nach dem schwächeren Hurrikan Idalia im vergangenen Jahr kam es zu mehreren Bränden von Elektroautos. Die Feuerwehr von Palm Harbor musste zwei Tesla-Fahrzeuge löschen, die durch den Kontakt mit Salzwasser in Brand geraten waren.
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Salzwasser und Lithiumbatterien: Eine gefährliche Mischung
Der Grund für die Brandgefahr liegt in der chemischen Zusammensetzung der Lithium-Ionen-Batterien. Dringt Salzwasser in das Batteriemodul ein, kann es leitende Brücken zwischen den positiven und negativen Polen bilden und so einen Kurzschluss auslösen, erklärt Tom Barth vom National Transportation Safety Board gegenüber der amerikanischen Zeitung „ABC News“.
Dieser Vorgang sei besonders tückisch, weil die Brände nicht unmittelbar nach der Berührung entstehen müssen. Tage oder sogar Wochen später könne es durch zurückbleibende Salzablagerungen zu einer Kettenreaktion kommen, erklärt Barth in dem Bericht weiter. Dieser sogenannte thermische Durchschlag kann dann die Batterie entzünden.
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E-Auto-Brände erfordern zeitaufwändige Löscharbeiten
Ein weiteres Problem: Brände von Elektrofahrzeugen sind schwer zu löschen. Selbst wenn das Feuer zunächst gelöscht ist, können sich die Batterien wieder entzünden. Das erfordert enorme Wassermengen und spezielle Kühltechniken. Tesla selbst gibt in seinem aktuellen Umweltbericht an, dass bis zu 30.000 Liter Wasser nötig sein können, um einen Batteriebrand in einem Elektroauto zu löschen. Der Wasserstrahl muss dabei so nah wie möglich an die Batteriezellen herangeführt werden, um die Hitzeentwicklung zu stoppen.
Die Komplexität solcher Brände wurde auch in Deutschland deutlich: Im Dezember legte ein mit Elektroautos beladener Lastwagen nach einem Brand den Verkehr auf der A2 bei Magdeburg stundenlang lahm. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich im Januar auf der Bundesstraße bei Ulm, als ein Transporter mit Elektro- und Hybridfahrzeugen in Flammen aufging. Solche Brände erfordern eine intensive Nachsorge und lange Abkühlzeiten, um ein Wiederaufflammen zu verhindern.
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Sicherheitsmaßnahmen: Neue Vorschläge für E-Auto-Batterien
Um solche Vorfälle in Zukunft zu minimieren, arbeitet die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA an neuen Sicherheitsanforderungen für Batterien von Elektrofahrzeugen. Geplant ist eine Überarbeitung der bestehenden Vorschriften, um die Brandgefahr durch Wasserkontakt weiter zu reduzieren.
Bis dahin raten Experten, Elektroautos, die mit Salzwasser in Berührung gekommen sind, umgehend von Fachwerkstätten überprüfen zu lassen. Diese können eventuell notwendige Reinigungsmaßnahmen durchführen und so die Brandgefahr minimieren. Tesla empfiehlt zudem, betroffene Fahrzeuge bis zur Untersuchung mindestens 15 Meter von anderen Autos, Gebäuden oder brennbaren Materialien entfernt zu parken.