Berlin. Ukrainische Sicherheitsbehörden sehen im Messenger-Telegram eine Bedrohung. Sie wird von staatlich herausgegebenen Geräten verbannt.

Die Ukraine hat die Nutzung der Messenger-Dienstes Telegram auf offiziellen Geräten von Regierungs- und Militärpersonal verboten. Auch Mitarbeitende des Verteidigungssektors und der kritischen Infrastruktur wird die App untersagt.

Wie der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat des Landes erklärte, soll damit die Bedrohung durch Russland zu „minimiert“ werden. Der Chef des ukrainischen Militärnachrichtendiensts, Kyrylo Budanow, habe stichhaltige Beweise dafür vorgelegt, dass russische Geheimdienste Zugang zur persönlichen Korrespondenz von Telegram-Nutzern haben, sogar zu gelöschten Nachrichten, sowie zu deren persönlichen Daten, heißt es in einem aktuellen Bericht des Sicherheitsrats.

Ukraine verbannt Telegram von Regierungs-Handys

Zudem könne Russland via Telegram den Standort von Usern ermitteln und diese Daten für die Zielauswahl bei Raketenangriffen nutzen. „Ich habe immer die Meinungsfreiheit unterstützt und unterstütze dies weiterhin, aber bei der Telegram-Angelegenheit handelt es sich nicht um eine Frage der Meinungsfreiheit, sondern um eine Frage der nationalen Sicherheit“, wurde Militärnachrichtendienst-Chef Budanov zitiert.

Das Verbot gelte nur für offizielle Endgeräte, die vom Staat an Mitarbeitende ausgegeben wurden. Der Messenger-Dienst streitet die Vorwürfe ab. Auf Anfrage des britischen Senders BBC hieß es seitens des Unternehmens, Telegram habe „niemals Nachrichtendaten an irgendein Land weitergegeben, auch nicht an Russland“. Ein Sprecher fügte hinzu, dass „jeder von Telegram untersuchte Fall angeblicher ‚durchgesickerter Nachrichten‘ das Ergebnis eines kompromittierten Geräts war, sei es durch Beschlagnahmung oder Schadsoftware“.

Telegram wurde 2013 von dem gebürtigen Russen Pavel Durov gegründet. Er wurde im August in Frankreich festgenommen – im Rahmen von Ermittlungen zu Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornografie, Drogenhandel und Betrug auf Telegram.

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