Berlin. Bei den Grünen erntet der zurückgetretene GJ-Vorstand Unverständnis und Ärger. Anderswo freut man sich auf die Zusammenarbeit.

In der eigenen Ex-Partei hat der überraschende Rücktritt und der Parteiaustritt des gesamten Vorstands der Grünen Jugend für Entsetzen gesorgt, für Bedauern und auch Wut. Aus einer anderen Ecke aber kamen Glückwünsche für die Gruppe, die plant, eine neue linke Jugendorganisation auf die Beine zu stellen: Die Co-Chefin der Linkspartei, Janine Wissler, lobte den Schritt ausdrücklich. „Das ist eine mutige und konsequente Entscheidung der Grünen Jugend, vor der ich Respekt habe“, sagte Wissler dieser Redaktion.

Der zurückgetretene Vorstand des grünen Jugendverbands kritisiere zu Recht die unsoziale Politik der Ampel, die Aufrüstung, die Aushöhlung des Asylrechts und den mangelhaften Klimaschutz. „All das tragen die Grünen in der Bundesregierung leider mit“, sagte die Linken-Chefin.

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Die Linke und ihre Jugendorganisation hätten schon bisher an vielen Stellen mit der bisherigen Spitze der Grünen Jugend zusammengearbeitet, in Bündnissen für Umverteilung, gegen Rechts und für mehr Klimaschutz, sagte Wissler. Das wolle man auch weiterhin tun.

Aber daneben ist offenbar auch Platz für Kooperationen mit dem neuen Projekt: „Gerade in diesen Zeiten ist es wichtig, breite Bündnisse zu bilden, Gegenwehr zu organisieren und sich gegen den Rechtsruck zu stemmen“, sagte sie. „Ich gehe davon aus, dass Die Linke auch mit diesem neuen Jugendverband gut zusammenarbeiten wird.“

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Der Bundesvorstand der Grünen Jugend hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Statement geschlossen seinen Rücktritt erklärt und den Schritt mit der inhaltlichen Ausrichtung der Grünen in den vergangenen Jahren begründet. „Wir haben in den letzten Jahren immer wieder erlebt, dass die Grünen nicht dazu bereit sind, sich mit den Reichen und Mächtigen anzulegen“, hieß es darin unter anderem. Sie würden „immer mehr zu einer Partei wie alle anderen“.

Renate Künast über Ex-Parteijugend: „Da weine ich nicht“

Gleichzeitig kündigte die Gruppe um die bisherigen GJ-Chefinnen Svenja Appuhn und Katharina Stolla sowie die ehemalige Vorsitzende Sarah-Lee Heinrich eine neue linke Jugendorganisation an. Ziel sei es, dass es bald eine starke linke Partei in Deutschland geben könne.

Von manchen Grünen wurde der Schritt kritisiert. Fraktionschefin Katharina Dröge sagte im Deutschlandfunk, sie hätte „geraten, dass diejenigen, die jetzt die Grüne Jugend verlassen, dass die bleiben und für eine andere Politik werben“. Aber das sei „jetzt die Entscheidung von jungen Leuten, und das ist dann so“.

Die Bundestagsabgeordnete Renate Künast dagegen scheint den Austritt nicht zu bedauern. „Da wundere ich mich nicht und da weine ich auch nicht“, sagte sie am Donnerstag dem RBB Inforadio. Für ihre Begriffe sei der Vorstand der Grünen Jugend „nicht realitätstauglich“ gewesen und habe „einen Klassensystem-Sozialismus aufbauen“ wollen.

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