Berlin. Die Zahl der Extremwetterereignisse nimmt zu. Dennoch ist Klimapolitik binnen weniger Jahre zu einem Verliererthema geworden.

Mit Wörtern sollte man behutsam umgehen, für Superlative und Sensationsbegriffe gilt das allemal. Gerade saufen weite Teile Zentraleuropas ab, in den kommenden Tagen wird das Hochwasser auch in Deutschland erwartet. Von einer „Jahrhundertflut“ ist vielfach die Rede. Ganz so, als hätte es in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten keine Naturkatastrophen dieser Art gegeben und als könnte man sich sicher sein, nach dem gegenwärtigen Drama erst einmal für lange Zeit Ruhe zu haben.

Das Wasser steigt: Hochwasser-Alarm an der Elbe

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    Die Wahrheit ist: Die Klimakrise ist kein fernes Horrorszenario. Wir stecken mittendrin. Auch in der Vergangenheit hat es selbstverständlich Fluten, Dürren, Orkane gegeben. Aber durch die fortschreitende, menschengemachte Erhitzung der Atmosphäre nimmt die Zahl der Extremwetterereignisse zu.

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    Kein Kontinent ist so stark vom Klimawandel betroffen wie Europa. Die Erwärmung auf dem Festland verlief seit den 1980er-Jahren doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Diese neue Normalität führt allerdings auch dazu, dass die Gesellschaften abstumpfen und sich an die Zustände gewöhnen.

    Kommentarfoto Thorsten Knuf
    Politik-Korrespondent Thorsten Knuf © Funke Foto Services | Reto Klar

    Klimapolitik ist inzwischen ein Verliererthema. Bei der Europawahl 2019 und der Bundestagswahl 2021 war das noch anders. Seitdem haben die Bürger die Erfahrung gemacht, dass Klimaschutz mit Mühen, Kosten und Unsicherheiten verbunden ist. Wer Wahlen gewinnen will, fordert jetzt die Rettung des Verbrenners und nicht dessen Ende. Es wäre erstaunlich, wenn die gegenwärtige Katastrophe die politische Debatte grundlegend drehen würde. Der Leidensdruck ist offenbar noch nicht groß genug.