Berlin. Nachdem Deutschland 28 Straftäter nach Afghanistan abgeschoben hat, lassen die Taliban einige davon frei – mit dieser Begründung.

Ende August hob in den frühen Morgenstunden eine Maschine von Qatar Airways vom Flughafen Leipzig/Halle ab. Ihr Ziel war genauso brisant wie die Passagiere an Bord: Der Flieger steuerte den Flughafen von Kabul an. An Bord befanden sich 28 Straftäter, die nach Afghanistan abgeschoben wurden. Es war die erste Abschiebung in das Land seit der Machtergreifung der radikal-islamistischen Taliban vor drei Jahren.

Der Abschiebeflug hob nach der Messerattacke von Solingen in einer Zeit ab, in der von vielen Seiten eine härtere Gangart in der Migrationspolitik gefordert wurde – oft verbunden mit der Frage, wie sinnvoll Rückführungen in Krisengebiete wie Syrien oder Afghanistan sind. Insbesondere Politiker der Unionsparteien fordern mehr solcher Abschiebeflüge.

Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan: Das sind die Hürden

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    Über die Zeit mehrten sich die Berichte, was mit den abgeschobenen Straftätern in ihrer Heimat passierte. Jetzt gaben die Taliban bekannt: Einige Straftäter sind wieder auf freiem Fuß. Zunächst seien die Personen überprüft worden, sagte Suhail Schahin, Leiter des Taliban-Politbüros in der katarischen Hauptstadt Doha. „Sie wurden freigelassen, nachdem ihre Familien schriftlich versichert hatten, dass sie keine Straftaten begehen würden“, sagte der Vertreter der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

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    Die abgeschobenen Männer sollen in Deutschland zum Teil schwere Straftaten verübt haben. Einer von ihnen ist der 31-Jährige, der 2019 in Illerkirchberg ein 14-jähriges Mädchen über mehrere Stunden vergewaltigt hatte. Außerdem werden einige der Insassen von den Behörden als Gefährder eingestuft. Die Identität der von den Taliban freigelassenen Männer ist unterdessen nicht bekannt.

    Nach ihrer Ankunft in Kabul sollen die 28 Männer laut „Bild“ im Pul-e-Charkhi-Gefängnis untergebracht worden sein. Die Haftanstalt gilt als berüchtigt, weil Teile der Taliban bis zu ihrer Machtübernahme dort selbst einsaßen. Die hygienischen Umstände sollen katastrophal sein. Es gebe kaum Toiletten und wenig Wasser. In den Wintermonaten sollen nach Angaben der Taliban 120 Menschen erfroren sein.

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