Washington/Kiew. Die Ukraine hat ihre erste F-16 verloren. Oleksij Mes starb bei der Verteidigung gegen einen russischen Angriff. Seine besondere Geschichte.

Wenn Oleksij Mes sich an das Steuer eines Kampfjets setzte, hieß er nur noch „Moonfish“. So lautete das Rufzeichen des ukrainischen Top-Piloten. Mes stürzte vor wenigen Tagen beim russischen Großangriff auf die Ukraine mit einem F-16-Jet aus US-Produktion ab und starb. Er wurde 30 Jahre alt.

Mes, oder „Moonfish“, war so etwas wie das Gesicht der neuen ukrainischen Hoffnung im Luftkampf. Er und ein weiterer Pilot der Luftwaffe mit dem Rufnamen „Juice“, Andriy Pilshchikov, waren im Juni 2022 in die USA gereist, um US-Abgeordnete zu treffen und ihnen persönlich darzulegen, welche Unterstützung das Land im Krieg gegen Russland benötigt.

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„Moonfish“ über F-16: Wie ein Umstieg aufs iPhone

Als sich abzeichnete, dass die Ukraine tatsächlich F-16-Kampfjets erhalten würde, war „Moonfish“ einer der ersten Piloten, der ein entsprechendes Training aufnahm. Im Herbst des vergangenen Jahres war er erstmals aus dem Simulator in ein echtes Cockpit des Fliegers gewechselt.

Früher hatte „Moonfish“ lediglich MiG-29 geflogen. Zwischen den US-Maschinen und den alten Fliegern aus Sowjetzeiten liegen Welten. Es sei, wie vom einen normalen Telefon auf ein iPhone 16 umzusteigen, erklärte „Moonfish“ in einem Interview. Normalerweise erhalten Piloten jahrelanges Training, um die Jets vollständig beherrschen zu können – „Moonfish“ und seine Kameraden hatten sechs Monate. „Wir hätten in Friedenszeiten viel Zeit gehabt, den Jet vollständig zu verstehen, aber wir haben nicht die Zeit dazu“, sagte „Moonfish“ im vergangenen Jahr in einem Interview mit CNN.

„Moonfish“ schoss drei Marschflugkörper und eine Drohne ab – dann brach der Kontakt ab

Erst vor wenigen Wochen waren schließlich die ersten F-16-Kampfjets von westlichen Verbündeten an die Ukraine geliefert worden.

Als Russland seinen bislang beispiellosen Luftangriff am 26. August mit mehr als 200 Raketen und Drohnen startete – Putins wütende Antwort auf das russische Debakel in der Region Kursk – stiegen auch F-16-Jets auf, um so viele Raketen wie möglich abzufangen.

„Moonfish“ schoss nach Militärangaben drei Marschflugkörper und eine Angriffsdrohne ab. „Oleksij hat die Ukrainer vor tödlichen russischen Raketen gerettet“, hieß es. Doch beim Anflug auf das nächste Ziel sei die Kommunikation verloren gegangen. Später habe sich herausgestellt, „dass das Flugzeug abgestürzt war und der Pilot ums Leben kam“.

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„Moonfish“: War es „Friendly Fire“?

Bisher ist nicht klar, warum die Maschine verunglückte. Die Absturzstelle soll untersucht werden. Drei verschiedene Szenarien sind aktuell im Gespräch:

  • technsiches Versagen,
  • ein Pilotenfehler,
  • oder „Friendly Fire“. Heißt: Beim Versuch, so viele Raketen wie möglich abzuwehren, könnte „Moonfish“ von den eigenen Streitkräften getroffen worden sein.

Der Vorfall ist ein schwerer Rückschlag für die Ukraine. Nicht nur, dass der Luftwaffe bisher nur eine sehr begrenzte Anzahl von F-16-Jets zur Verfügung steht, auch die Piloten, die diese bereits beherrschen, sind rar. „Moonfish“ war einer von ihnen.

„Moonfish“ wollte Mission für seinen Freund zu Ende bringen

Sein Kamerad „Juice“, der der Kopf hinter der Lobbymission in Washington gewesen sein soll, war bereits im vergangenen Jahr bei einem im Training simulierten Luftkampf getötet worden. Die beiden Männer waren Freunde. „Moonfish“ sagte im CNN-Interview, dass er es seinem Freund schuldig sei, seinen Plan zu vollenden und dafür zu sorgen, dass die F-16 in die Ukraine kommen, um bei der Verteidigung zu helfen. Er starb genau ein Jahr und einen Tag nach „Juice“. Er wurde posthum von Präsident Selenskyj zum Oberst befördert.

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