Washington. Weniger als zwei Monate vor der US-Wahl geht es für Donald Trump und Kamala Harris um jede Stimme. Was die aktuellen Umfragen sagen.

Kamala Harris und Donald Trump liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen im Kampf ums Weiße Haus. Umfragen in den entscheidenden Swing States deuten an, dass am Ende nur wenige Stimmen darüber entscheiden könnten, wer die US-Wahl am 5. November für sich entscheidet.

Glaubt man den jüngsten Umfragen, sind die Abstände zwischen den Kandidaten noch einmal geschrumpft, mit weiterhin leichten Vorteilen für Kamala Harris.

Ereignisse, die die Wähler beeinflussen, zeigen sich in der Regel erst mit zeitlicher Verzögerung in den Umfrageergebnissen. Allein das Durchführen einer repräsentativen Umfrage benötigt mehrere Tage Zeit. Eine Erkenntnis der vergangenen Wochen: Die demokratische Präsidentschaftskandidatin konnte durch ihren Auftritt beim Parteitag der Demokraten keinen deutlichen Sprung in den Umfragen machen. Nach Erfahrungen früherer Wahlen ist dies jedoch nicht ungewöhnlich, zumal die 59-Jährige in den Wochen davor eine beeindruckende Aufholjagd hingelegt hatte. Gleichzeitig blieb ein Einbruch, wie ihn Republikaner erhofft hatten, aus.

Kamala Harris vs. Donald Trump: Was sagen die aktuellen Umfragen aus

Anders als in Deutschland stehen in den USA nicht nur die einzelnen Umfragen im Vordergrund. Die Umfragen fließen zudem in komplizierte mathematische Modelle ein, die einen Wahlausgang möglichst präzise vorhersagen sollen. So werden die Umfragen zum Beispiel unterschiedlich gewichtet, unter anderem nach Stichprobengröße und historischer Genauigkeit. Gleichzeitig sollen systematische Verzerrungen berücksichtigt und ausgeglichen werden.

Die „New York Times“ und die Internetseite FiveThirtyEight (538) sind führend auf diesem Gebiet. Wir zeigen, wen sie aktuell vorne sehen.

Landesweite Umfragen (Stichtag 9.9., verglichen mit 27.8.): Trump holt auf Harris auf

Würde die Gesamtbevölkerung der USA den Präsidenten direkt wählen, hätte Kamala Harris weiterhin die Nase vorn. Aber: Donald Trump hat in den vergangenen Tagen aufgeholt.

  • New York Times: Harris 49 Prozent (+0, vgl. mit 27.8.), Trump 47 Prozent (+1)
  • 538: Harris 47,2 Prozent (+0,1), Trump 44,3 Prozent (+0,6)

Swing States (Stichtag 9.9., verglichen mit 27.8.): Harris und Trump meist Kopf an Kopf

Tatsächlich wählt in den USA das Electoral College den Präsidenten. Dieses setzt sich zusammen aus den 538 Wahlleuten, die von den Bundesstaaten entsandt werden. Wer sich die Stimmen von mindestens 270 Wahlleuten sichert, gewinnt die Wahl. Da die meisten Staaten entweder fest in demokratischer oder republikanischer Hand sind, kommt es am Ende auf die wenigen sogenannten Swing States an. Hier liegen die Kandidaten beider Parteien traditionell dichter beieinander. Wer ins Weiße Haus einziehen will, muss dort punkten.

Laut der Umfragemodelle sind die Abstände in den Swing States aktuell so gering, dass sie noch im Bereich des statistischen Fehlers liegen. Der Sieger kann also nicht mit großer Sicherheit vorausgesagt werden. Vor allem Pennsylvania gilt als Schlüsselstaat. Wenn Harris dort gewinnt und die sogenannte „Blue Wall“ aufrecht erhält, kommt sie wahrscheinlich auf 270 Wahlleute. Wenn sie dort verliert, muss sie auf jeden Fall im Sun Belt punkten, in den südlicher gelegenen Staaten.

Pennsylvania (19 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 49 Prozent (+0), Trump 48 Prozent (+0)
  • 538: Harris 46,4 Prozent (-0,1), Trump 45,7 Prozent (+0,7)

Wisconsin (10 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 50 Prozent (+1), Trump 47 Prozent (+0)
  • 538: Harris 47,8 Prozent (-0,1), Trump 44,8 Prozent (+0,6)

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Michigan (15 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 49 Prozent (+0), Trump 47 Prozent (+0)
  • 538: Harris 46,8 Prozent (+0,1), Trump 44,9 Prozent (+1,1)

Arizona (11 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 48 Prozent (+1), Trump 48 Prozent (+1)
  • 538: Harris 45,8 Prozent (+0,2), Trump 46,1 Prozent (+1,6)

Georgia (16 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 48 Prozent (+2), Trump 48 Prozent (-2)
  • 538: Harris 46,6 Prozent (+0,7), Trump 46,2 Prozent (-0,5)

Nevada (6 Wahlleute, 2020: Biden)

  • New York Times: Harris 48 Prozent (+2), Trump 48 Prozent (-1)
  • 538: 46,1 Prozent (+1,2), Trump 45,4 Prozent (+1,0)

North Carolina (16 Wahlleute, 2020: Trump)

  • New York Times: Harris 48 Prozent (+2), Trump 47 Prozent (+0)
  • 538: 46,2 Prozent (+0,7), Trump 46,3 Prozent (+0,5)

Joe Biden hatte die Wahl 2020 am Ende auf den ersten Blick recht deutlich gewonnen. Landesweit erhielt er knapp sieben Millionen mehr Stimmen. Im Electoral College schlug sich das in 306 zu 232 Wahlleuten nieder. Doch in den Swing States hatte für Trump teils nicht viel gefehlt. In Georgia waren es weniger als 12.000 Stimmen, die die beiden Kontrahenten voneinander trennten.