Berlin. Verachtet Trump seine Anhänger? Seine frühere Sprecherin erzählt, was er wirklich über sie denkt. Ein Wahlkampfgeschenk für die Demokraten.
Als er sie kennenlernt, muss Donald Trump spontan eine Frage loswerden. „Sind Deine Zähne echt?“ Biss hat Stephanie Grisham. Das muss man ihr lassen, das weiß er längst. Seine frühere Pressesprecherin hat früh aus dem Nähkästchen geplaudert, ein ganzes Buch lang, auf über 300 Seiten.
Auch interessant: Ex-Vertrauter packt aus – Trumps Plan bei einer Niederlage
Was sie jetzt auf dem Parteitag der Demokraten über ihn verriet – perfektes Timing im Wahlkampf –, könnte gleichwohl die eine oder den anderen Trump-Anhänger wirklich irritieren. Hinter verschlossenen Türen habe der frühere Präsident sie als „basement dwellers“ verspottet, wörtlich übersetzt: Kellerbewohner. Sinngemäß: Kellerkinder.
Gut neun Monate sprach sie für ihn. Nur etwas länger war die 48-jährige anschließend Stabschefin von „First Lady“ Melania Trump. Sie war eine „wahre Gläubige“ (Grisham über sich selbst). Ostern, Thanksgiving, Weihnachten und Neujahr verbrachte sie mit den Trumps und ihren Urlaub selbstredend in Mar-a-Lago, auf seinem Anwesen in Florida. „Ich habe ihn gesehen, wenn die Kameras ausgeschaltet waren.“ Ihren Dienst quittierte sie am 6. Januar 2021, am Tag des Sturms auf das Kapitol.
Lesen Sie auch: Donald Trump: Hotelzimmer-Video wirft unangenehme Fragen auf
Donald Trump: Grisham gehörte zum Clan
Seit sie nicht mehr zur Familie, zum „inner circle“ gehört, wäscht Grisham mit Inbrunst schmutzige Wäsche. Sie schrieb über Darmspiegelungen, Wutausbrüche, Penis-Probleme, Trumps Haare (er schneidet sie selbst), über lauter bizarre Momente und unappetitliche Details, allerlei aus der Schlüssellochperspektive. Über ihre Zeit im Regierungsteam sagt sie, „wir waren wie Milchflaschen mit einem Verfallsdatum“.
Sie hat die Seiten gewechselt. Ihre Stimme gehört nun Kamala Harris. „Sie respektiert das amerikanische Volk.“ Die Demokraten boten ihr auf ihrem Parteitag in Chicago eine Bühne. Kein 08/15-Auftritt, wirklich nicht. Grisham, eine Farmerstochter, beruhigte ihre Nerven vor dem Auftritt mit Tierbildern, wie sie auf X verriet.
Reeve cares exactly this much about me taking the stage at 6 tonight! This is one of the many reasons I ❤️ animals. #RepublicansForHarris #DNC2024CHICAGO pic.twitter.com/wG5iu5naaH
— Stephanie Grisham (@OMGrisham) 20. August 2024
Dort war ihr die Rolle der Kronzeugin zugewiesen. Die Insiderin lieferte, was die Demokraten von ihr hören wollten: Dass Trump kein Einfühlungsvermögen, keine Moral, keine Treue zur Wahrheit habe. Er habe immer gesagt: „Es ist egal, was du sagst, Stephanie, sag es oft genug und die Leute werden dir glauben.“ Es sei aber wichtig, was jemand sage und was nicht, mahnte Grisham.
Auch interessant: Obama-Show in Chicago: Dann stellt er die entscheidende Frage
US-Wahl: Grisham zeigt im Wahlkampf Zähne
Einige frühere Mitarbeiter und republikanische Politiker haben sich von ihm abgewandt. Nicht wenige waren in Chicago dabei, manche auf der Bühne, manche abseits, wie sein Ex-Anwalt Michael Cohen. Kein glückliches Händchen hatte Trump mit seinen Pressesprechern. Auch Anthony Scaramucci, nur zehn Tage Kommunikationschef des Weißen Hauses, warb in Chicago für Harris. Bizarr ist freilich auch Grishams Karriere: Sie war die erste Sprecherin des Weißen Hauses, die keine einzige Pressekonferenz abhielt.
Lesen Sie dazu: Republikaner gehen ungewöhnlichen Schritt gegen Trump
Nach seiner Abwahl war sie sich früh ganz sicher, dass er 2024 ein Comeback versuchen würde – und arbeitete dagegen an. „Ich glaube nicht, dass er für diese Aufgabe geeignet ist.“ Im Wahlkampf zeigt Stephanie Grisham Zähne.
Das könnte Sie auch interessieren: Michelle Obama liefert Punchline des Abends – die Arena bebt
- Überblick: Straftäter, Ex-Präsident, Familienvater – Donald Trump im Steckbrief
- Seine Ehefrauen: Melania, Marla, Ivana – Die Frauen an Trumps Seite
- Armer Milliardär? So groß ist Donald Trumps Vermögen wirklich
- Don, Ivanka und Co.: So erfolgreich sind die Kinder von Donald Trump
- Deutsche Wurzeln: Wie viel Pfälzer steckt noch in Donald Trump?